Auf meinen Entdeckungstouren entlang der kroatischen Küste wurden die Küstenstädte immer priorisiert von mir aufgesucht, und weniger die Orte im Hinterland. Doch nach und nach erwecken sie immer größeres Interesse in mir. Nachdem wir es zeitlich im Jahre 2009 nicht schafften der Stadt Knin einen Besuch abzustatten, holten wir dieses 2010, ganz spontan, nach.

Von unserem Quartier in Nin, ging es also auf nach Knin. Die Fahrt dauerte gute 1 1/2 Stunden. Dabei ging es über die Halbinsel Ravni Kotari in Richtung Südost auf der Straße 56 durch Benkovac, bis kurz vorm Krka-Canyon hinterm Ort Lišane Ostrovička . Von nun an auf der Straße 59  immer in nordwestlicher Richtung durch Kistanje, und vorbei an den Resten des alten römischen Munizipiums Burnum, die wir uns auf dem Rückweg noch genauer angesehen haben.

In Knin angekommen war das erste Ziel die Krka-Quelle. Da uns nicht ganz klar war, wie wir dort hin gelangen sollten, befragten wir eine einheimische Dame. Wir mussten zunächst raus aus der Stadt zu dem kleinen Dorf Kovačić, welches sich gleich im Osten Knin anschließt. Eine sehr schmale Straße zwängt sich zwischen Häuser und Felshängen hindurch. Auffällig waren hier die vielen serbischen Kennzeichen an den Autos. Schließlich erreichten wir eine hölzerne Brücke, die hier die Krka überspannt, und an der wir auch den Wagen abstellten. Der sonst so gewaltige Fluss wirkt hier eher wie ein Bach. Ziegen überquerten in die Gegenrichtung die Brücke. Am südlichen Ufer führt ein schöner Weg bis zur Quelle, die hier aus dem Gebirge austritt. Davor ergießt sich der Fluss Krčić in Form eines 22m hohen Wasserfalls (Topoljski Buk oder auch Slap Krčić) in die Krka. Das Wasser erinnert hier farblich an die Plitvicer Seen. Während im Winter der Wasserfall überaus beeindruckende Dimensionen annimmt, trocknet  er im Sommer häufig aus. Links am Berg über dem Wasserfall stehen Überreste einer Festung, die der Überwachung einer Brücke über dem Krčić diente. Einer Legende nach soll diese Brücke erst dann wieder aufgebaut werden, wenn der Fluss nie wieder austrocknet und die Menschen sich nie wieder bekriegen werden.

Bild 1 – 12: Krka Quelle mit dem Topoljski Buk

Zurück in Knin hielten wir gleich Ausschau nach der Hauptattraktion der Stadt –  der Festungsanlage auf dem Berg Spas. Eine Stichstraße führt hoch zum einem Parkplatz, auf den man den Wagen abstellen kann.

Informatives…

Knin entwickelte sich um und an dem Berg Spas, von dem aus das umliegende Kniner Feld hervorragend beobachete werden konnte. Seit je her kreuzten sich hier wichtige Verkehrswege, so dass Knin schon immer von strategisch wichtiger Bedeutung war. Aufgrund der geostrategischen Lage hatten schon viele Bane, Könige und Herzoge im frühen Mittelalter hier ihren Sitz. Erstmals schriftlich erwähnt wird Knin im 10. Jahrhundert in der Urkunde des König Krešimir IV., damals unter dem Namen Tignino Castro. König Dmitar Zvonimir ernannte zur Mitte des 11. Jahrhundert Knin zur ständigen Staatsresidenz. Von nun an hatte die Stadt mit dem Kniner Castrum ihren Beinamen Zvonimirov Grad und wurde Militär- und Verwaltungszentrum des Landes. Dies hatte zur Folge, dass die Siedlung Pograđe mit kirchlichen Objekten erbaut wurde.

Nach dem Tode König Zvonimirs, gab es keinen ernannten Nachfolger, was zu politischen Unruhen führte. König Petar wurde vom Adel zum Nachfolger gewählt, doch die Frau Zvonimirs bot den Thron ihrem Bruder König Ladislav an. 1097 lieferten sich in Folge dessen die Truppen König Petars mit der ungarischen Streitmacht des König Koloman eine Schlacht auf dem Gebirge Gvozd. Dabei musste sich die kroatische Seite geschlagen geben. Der Titel des letzten unabhängigen Königs, starb zusammen mit König Petar. 1102 ging Kroatien mit Ungarn eine Personalunion ein.

Am 29.05.1522 eroberten die Türken Knin. Ein Sandžak wurde gebildet und Knin wurde 1580 zu dessen Verwaltungssitz ernannt.  Zu dieser Zeit siedelten sich viele serbischstämmige Menschen in der Gegend an. Die Venezianer wollten ihre Eroberungen bis ans Dinara-Gebirge ausweiten und nahmen Knin am 11.09.1688 ein. Mit den Venezianern kamen auch viele Bürger, die vor den Türken an die Küste geflohen waren, wieder zurück nach Knin. Darunter auch Franziskaner die hier 1705 ein Kloster gründeten, und 1775 die Kirche des Hl. Anton errichteten. Nach den Venezianer im Jahre 1797 folgten die Österreicher, zwischendrin ging die Macht über das Gebiet an Napoleon über, danach bis 1918 wieder an Österreich. Es folgte das erste Jugoslawien. Im zweiten Weltkrieg war die Stadt zwischen Kroatien und Italien zweigeteilt, im Anschluss gehörte sie innerhalb Kroatiens zum zweiten Jugoslawien.

Bevor Kroatien seinen Weg in die Unabhängigkeit beschritt, wurde Knin zu 79% von Serben bewohnt. Während des Kroatienkrieges 1991-1995 stand sie unter serbischer Kontrolle, und fungierte als Hauptstadt für die ausgerufene Republik serbische Krajina. 1995 gelang es Kroatien das Gebiet rück zu erobern. Heute leben in Knin 15.190 Menschen, davon 76,45% Kroaten und 20,83% Serben. Die Stadt gehört zur Gespanschaft Šibenik-Knin.

Wer sich so viel und gerne mit dem Wetter beschäftig wie ich das tue, der weiß, dass Knin von Frühjahr bis Herbst so ziemlich das heißeste ist, was Kroatien zu bieten hat. Knin steht meistens als Hitzetagessieger oben auf dem Treppchen. Auch an unserem Besuchstag erreichte das Thermometer 39° im Schatten, und wenn ich mich Recht erinnere, waren wir zwar nicht die einzigen Besucher der Festung von Knin, aber die einzigen, die nicht im Burgrestaurant/Cafe saßen, sondern sich die Festung anschauten. Ich gebe zu, es war eine Qual, da man wirklich der prallen Sonne ausgesetzt ist. Ein jeder mag sich vorstellen, wie heiß es in der Sonne ist, wenn schon im Schatten 39° gemessen werden, es Windstill ist, im höchsten Hochsommer, bei hohem Sonnenstand, im Süden Europas und auch noch einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit. Naja, selbst schuld. :o))

Über die glavna ulazna Vrata gelangt man ins Innere der Festung, deren Bau im 9. Jahrhundert, zur Zeit der Gründung des kroatischen Staates, begonnen hat. Sie besteht aus 5 miteinander verbundenen Teilen:

-donji Grad (die untere Stadt)

srednji Grad (die mittlere Stadt)

-gornji Grad/ Kaštel Knin (die obere Stadt)

-Kaštel Lab

-južni Grad/Postaja Belvedere (die südliche Stadt/Station Belvedere)

Sie thront auf dem Berg Spas 100 Meter über der heutigen Stadt Knin, jedoch 347 Meter über dem Meeresspiegel. Die Festung ist 470 Meter lang und bis zu 110 Meter breit. Sie wird komplett von Verteidigungsmauern umgeben, die eine Höhe von bis zu 20 Meter erreichen und eine Länge von fast 2 km. Sie zählt zu den größten Verteidigungsdenkmälern Kroatiens und ist europaweit die 2. größte ihrer Art.

Plan der Festung

(Bildquelle: http://static.panoramio.com/photos/original/15051628.jpg)

donji Grad

Nachdem man durch passieren der glavna ulazna Vrata das Innere betreten hat, befindet man sich gleich in der Unterstadt auf dem Tavski Trg (dem Festungsplatz). Hier steht gleich im Süden die Meseumsverwaltung, während man im Osten von der Station Vedramin einen schönen Blick auf Knin, sowie die Bastion Pisani (im Nordosten des Platzes) und die Kirche Sv. Barbare (im Nordwesten) hat. Darunter die alte kleine Bäckerei und die Schmiede. Über dem Haupttor gleich neben der Kirche, befindet sich die Stražarnica (das Wachhaus), welches heute zu einem hübschen Restaurant mit toller Atmosphäre und Ausblick umgebaut wurde.

Bild 1 – 3: glavna ulazna Vrata

Bild: Blick auf die Bastion Pisani

Bild: Blick auf Pisani und die Kirch Sv. Barbara

Bild: Stražarnica

Bild 1 & 2: Blick auf die Museumsverwaltung

Zwischen Kirche und Wachhaus zwängt sich eine Gasse nordwärts zur Bastion Kavalier Sveceze die zum Verweilen einläd und zwei Brunnen vorweisen kann. Im Nordwesten steht die Vojarna (Kaserne), heute eine Bildergalerie. Dahiner schließt sich im Nordosten die mittlere Stadt an.

Bild: Gasse nordwärts an der Stražarnica vorbei

Bild: Bastion Kavalier Sveceze dahinter die Vojarna

Bild 1 & 2: donji grad mit Blick auf die Festunsmauern srednji Grads

Im Falle der mittleren und oberen Stadt, fällt es mir nun wahnsinnig schwer nachzuvollziehen, welche Gebäude nun was darstellen (schließlich sehen die Türme und Häuschen alle fast gleich aus) und zu welchem Teil der Festung sie gehören. Aus diesem Grund werde ich nun die einzelnen Bestandteile des jeweiligen Festungteils hier benennen, um welche Gebäude es sich dann tatsächlich handelt, dürft ihr euch selbst aussuchen (das nennt man auch in Fachkreisen: das Publikum mit einbeziehen. :o)) ).

srednji Grad

Die mittlere Stadt besteht aus der Bastion Grimani. Dahinter gelangt man durch ein Tor in das Innere der mittleren Stadt, in deren Osten man Magazine zur Aufbewahrung von Brot und Equipement findet. Im Osten befindet sich die Überwachungsstation Sv. Cecilje, während im Süden das Munitonslager steht.

Bild 1 -4: srednji Grad

gornji Grad/Kaštel Knin

Gleich zu Beginn befindet sich hier ein Verlies und die Kommanderstation der oberen Stadt. Weiter im Norden folgt die Kaserne, der ein Munitionslager angeschlossen ist. Im nördlichsten schmalen Teil der Festung schließt sich eine Kasematte an, die man auch betreten kann.

Bild 1 & 2: gornji Grad

Oberhalb der mittleren Stadt, entlang der östlichen Festungsmauer, gelangt man zum nächsten Teil.

Kaštel Lab

Außer das es hier sehr schön ist, und man wahnsinns Aussichten hat, befindet sich hier noch eine Überwachungsstation.

Bild 1 – 4: Blick auf Knin und seine Landschaften

Bild 1 – 14: Kaštel Lab und seine Aussichten

južni Grad/Postaja Belvedere

Hier steht eine weitere Kaserne und das frühere Krankenhaus. Beides heute Museen. Es gibt eine alte Kutsche zu bestaunen und natürlich auch hier einen Überwachungsturm.

Bild 1 – 12: južni Grad/Postaja Belvedere

Ja es war heiß, gut 2 Stunden haben wir uns alles angesehen, doch jetzt sollte erstmal was sehr Kühles zu Trinken her. Die Entscheidung uns ins Festungsrestaurant zu setzen nahm uns quasi unser Durst ab, hier wurde erstmal ein Wasser nach dem anderen gekippt. Man muss dazu sagen, das es dort wirklich schön ist. Man sitzt hoch oben über der Stadt und genießt den Blick auf den Dinara (mit Kroatiens höchstem Gebirgsgipfel) und die Krka-Quelle mit dem Wasserfall Topoljski Buk.

Bild: Blick auf den Dinara

Bild: Blick auf den Topoljski Buk

Bild: Blick auf den Dinara mit dem Topoljski Buk

Doch wunderte ich mich ein wenig, dass ich in Knin nirgends etwas wie eine Altstadt entdecken konnte. Dies liegt zum einem daran, dass die Festung damals auch gleichzeitig die Stadt war, und zum anderen, dass von der Ansiedlung Pograđe mit den einstigen Kirchen nicht viel übrig ist. Doch von der Festung aus konnte ich zumindest schon mal Kuppeln einer orthodoxen Kirche entdecken. Das musste ich mir natürlich näher ansehen…

Eine Altstadt würde ich es zwar nicht schimpfen, doch im Südosten, zu Füßen des Berges mit seiner Festung, befindet sich zumindest ein älterer Teil Knins. Zu entdecken gab es hier nicht wirklich was. Es gibt eine hübsche katholische Kirche namens Sv. Ante, der ein Franziskanerkloster angeschlossen ist. Das Kloster wurde erstmals im Jahre 1469 erwähnt, wurde nach der Türkischen Machtübernahme im Jahre 1522 zerstört. Nach der Befreiuung von den Türken im Jahre 1688, kehrten die Franziskaner zurück, gründeten ein Hospiz, welches 1705 erneut zum Kloster erklärt wurde. Weiter nördlich steht eine orthodoxe Kirche aus dem Jahre 1971.

Bild 1 & 2: Crkva Sv. Ante und das Franziskanerkloster

Bild: Streets of Knin

Bild: Haus in Knin/typisch dalmatinisch

Bild: orthodoxe Kirche

Bild: Häuserruine

Bild 1 – 3: Rückblick auf den alten Teil der Stadt mit der Festung auf dem Berg Spas

Auch hier unten nahmen wir in einem Cafe gleich an der Straße platz. Dabei durften wir dann zusehen, wie ein stinkbesoffener Autofahrer seinen Wagen auf den Bordstein lenkte und ein Betonpfosten umfuhr und sich darauf festklemmte. Mehrere Einheimische, daruner zwei Polizisten die extra anhielten, mussten den Wagen wieder auf die Straße drücken, während der Fahrer (der kaum auf Beinen stehen konnte vor Trunkenheit) im Anschluss mit der Schrottkiste tatsächlich glückselig davon fuhr. Man stelle sich nur vor, er hätte einen Menschen und nicht einen Pfosten umgenietet. Sehr erschreckend fand ich es, dass sich alle darüber köstlich amüsierten, ohne sich scheinbar darüber Gedanken zu machen, dass das nächste Opfer nicht aus Beton, sondern aus Fleisch und Blut sein könnte. Die Polizisten hätten ihn wegsperren müssen, stattdessen ließen sie ihn von dannen fahren. :o((

In Knin sieht man noch sehr viele Spuren aus dem Krieg der 90’er Jahre. Die Festung wird zur Zeit restauriert und renoviert. Es wäre wirklich schade ein solches Juwel in seinem jetzigen Zustand zu belassen. Die Landschaft ist wunderschön, die Festung aufregend, so wünsche ich mir für Knins Zukunft, die Wertschätzung die das Städtchen verdient.

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