In diesem dritten und letzten Teil meines Neretva-Abenteuers stelle ich euch die noch fehlende südwestliche Gegend des Deltabereiches vor, sowie die südlich davon gelegenen Bergdörfer, Küstenorte und Buchten bis zur Grenze nach Neum – jenem 9 kilometer langen bosnisch-herzegowinischen Korridor, der das südlichste Kroatien vom Rest des Landes abtrennt.

Den zweiten Teil habe ich mit dem Besuch der Sandstrände abgeschlossen. Ein kleines Stück südlich davon überquert man eine kleine Brücke die über einen weiteren Nebenarm der Neretva führt. Auch dieser Arm ergießt sich hier in das Mittelmeer. Noch vor der Mündung schwimmt gleich die unbewohnte Insel Osinj im Blau der Adria.

Blace

Hinter der Brücke liegt Blace mit 200 Einwohnern. Der Ort breitet sich an den Ufern einer Bucht aus, welche von einer zungenartigen Halbinsel, auf der sich der Ortskern befindet, verschlossen wird. Ich habe Blace gesehen, muss aber nicht nochmals hin, denn der Ort ist nicht sehr schön. Kein Charme, eher chaotisch und Bausünden soweit das Auge blicken kann.

Bild 1 – 16: Blace

Östlich und südöstlich von Blace erstreckt sich die größte wirtschaftlich genutzte Fläche des gesamten Deltagebietes, welches bis nach Opuzen reicht. Besonders interessant ist dabei der südöstliche von vielen alten Dörfern durchzogene Teil, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Die Straße die oberhalb der Orte und den landwirtschaftlich genutzten Flächen am Gebirge – der natürlichen Abgrenzung zur Adria – verläuft, bietet fantastische landschaftliche Ausblicke nach Norden und Nordosten mit dem Rujnica und Donja Gora. Zu den alten Dörfern gelangt man jeweils über schmale Zufahrtsstraßen.

Trn, Otok und Mihalj

Das 221 Einwohner Nest Trn ist das erste Dorf. Es liegt im Bereich des Zusammenflusses eines schmalen Nebenarmes und der Mala Neretva. Ein Stück weiter südlich der Ort Otok mit 81 Bewohnern. Kurz darauf erblickt man das idyllisch an einem See gelegene 212 Seelendorf Mihalj. Lađas und Fischerboote schwimmen auf der glatten Wasseroberfläche, Palmen zieren die Orte, Menschen trifft man wenige bis keine.

Bild 1 – 4: Blick auf die Mala Neretva, die Anbaugebiete und die Gebirgslandschaft

Bild 1 – 6: Das Dorf Trn

Bild 1 – 3: Das Nest Otok

Bild 1 – 14: Idyll am See – Mihalj

Lučina, Tuštevac, Lovorje und Pizinovac

Lučina liegt zwischen Mihalj und dem 91 Seelendorf Tuštevac. Tuštevac hat mir am meisten in diesem Gebiet gefallen. Lovorje (66 Einwohner) und Pižinovac (13 Einwohner) sind die beiden letzten Dörfer im deltischen Anbaugebiet. Östlich von Pižinovac trifft die alte Straße auf die Magistrale, die sich in südwestlicher Richtung die deltabegrenzenden Gebirge Richtung Küste hochzieht. Hier folgen nun die letzten Bilder aus dem Delta, bevor wir uns schließlich der Küstenregion bis Neum mit samt der Gebirgswelt widmen.

Bild 1 – 3: Oberhalb von Lučina mit Blick auf Tuštevac

Bild 1 – 4: In Lučina

Bild 1 – 8: In Tuštevac

Bild 1 & 2: Lovorje

Bild 1 – 23: Oberhalb von Pižinovac mit tollen Blicken auf das Delta

Der Magistrale folgen wir in südwestlicher Richtung bis zur nächsten linksseitigen Abbiegemöglichkeit, welche – ziemlich unscheibar – vor einer 180° -Kurve liegt. Einspurig führt diese in die Berge.

Slivno Ravno und Smrdan Grad

Das Bergdorf Slivno Ravno zählt heute noch 7 Einwohner. Einst lebten hier mehrere hundert bis tausend Menschen. Im Tal steht die schöne Friehofskirche mit noch schönerem Friedhof. Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. Hinter Slivno Ravno wird die Straße schlechter und schlechter. Makadam wechselt sich mit stark zerstörten Asphaltabschnitten ab. Die Schlaglöcher sind teilweise so tief, dass ich mich mit nur noch einem stark mulimigen Gefühl weiter voran traute. Doch es sollte sich lohnen…

Am 563 Meter hohen Berg Daska wurde 1688 die alte Stadt/Burg Smrdan Grad errichtet. Ihre Ruinen, sowie ein Festungsturm sind erhalten und können besichtigt werden. Direkt unterhalb der alten Stadt steht die Kirche der heiligen Maria, die wirklich einen atemberaubend schönen Ausblick auf Pelješac und den unterhalb liegenden Küstenort Klek freigibt.

Bild 1 – 4: Slivno Ravno

Bild 1 – 12: Smrdan Grad mit Kirche der heiligen Maria und fantastischer Aussicht

Zurück auf der Magistrale fahren wir ein Stück gen Westen, bevor wir sie erneut verlassen – dieses mal rechtsseitig.

Raba

Raba ist ein kleines ziemlich ausgestorbenes Dorf, gleich neben der Magistrale. Durch unzählige Olivenhaine führt eine schmale Straße runter zur Küste. Doch vorab empfiehlt es sich den Abzweig zum Kirchlein Sv. Ante Raba mitzunehmen und den Ausblick auf  die Bucht von Kremena, den Stonski Kanal bis rüber auf die überwältigende Kulisse der Halbinsel Peljesac zu genießen.

Kremena

Über Kremena kann ich vor allem eins sagen – Bäh!!!! Selbst zur Durchfahrt ist dieser bausündengeplagte Ort nicht zu empfehlen, da sensible Personen – wie meine Wenigkeit – beim Anblick Brechreiz geplagt werden.

Bild 1 & 2: Das Dorf Raba

Bild 1 & 2: Blick auf das Kirchlein Sv. Ante Raba

Bild: Kirchlein Sv. Ante Raba

Bild 1 – 6: Sensationeller Ausblick auf die Bucht von Kremena, den Stonski Kanal und Peljesac

Bild: Kremena

Duba

Duba ist ein winziges Dorf mit einer wunderschönen Bucht. Es gibt ein Bootsbunker im Norden, gleich daneben ein kleiner Hafen. Besonders beeindruckend ist erneut der Blick auf Pelješac und die Südseite der Insel Hvar. Zwei Besuche stattete ich der Bucht ab, wobei Letzterer vor allem der Erfrischung am Abend nach einem schweißtreibenden tagesfüllenden Erkundungsprogramm dienen sollte. Die Sonne machte sich bereits auf ihre letzten Strahlen auf die Umgebung zu werfen, Angler versammelten sich rund ums Hafenbecken und Fischer trieben ihr Boote aufs Meer hinaus. Da ich keine Badeschuhe benutze und der hohe Wellengang in Kombi mit der bereits tiefstehenden Sonne die Sicht auf den Grund quasi gänzlich verhinderte, fiel meine Erfrischung nicht ins Wasser, sondern buchstäblich in den Kies. Ich legte mich zur Entspannung einfach nur was hin, nur wenige Meter entfernt zwei junge Männer die, so schien es mir, fleißig beobachteten…

Schon nach wenigen Minuten nahm das Szenario an ungeahnter Schönheit zu und meine innere Stimme schrie förmlich: Foto machen, Foto machen, Foto machen!!! Also aufgestanden, zum Auto gelaufen, Kamera geholt. Kurz danach kam von der anderen Seite der Bucht eine Frau zu den beiden Männern angerannt, worauf die drei wegfuhren.

Der Sonnenuntergang in Kombi mit dieser atemberaubenden landschaftlichen Kulisse war der absolute Hammer. Ich machte es mir im Kies bequem und begann mit dem Knipsen, als beim Blick durchs Okular plötzlich eine Männerhand das klassische „die Sonne liegt in meiner Hand“-Szenario nachspielen wollte. Höflich wie ich (manchmal)  bin, habe ich erstmal mitgemacht, auch wenn der Kerl meine Anweisungen net richtig umsetzen konnte… Egal, wirklich Mühe wollte ich mir eh net geben.

Nächste klassisch männliche Amtshandlung bestand dann darin seinen Allerewertesten unaufgefordert und unangenehm nah neben meinen Allerwertesten zu platzieren, sowie mir seine Polizeimarke mit den Worten „ich bin Toni“ ins Gesicht zu halten. Meine berechtigte Frage war darauf: „bin ich festgenommen?“ – fand er irgendwie lustig! Das Dumme an der Fotografie ist, dass die Kerle immer einen guten Einstieg zur Ansprache finden. :o)) Nach dem typisch geheucheltem Interesse an meiner Kamera und dem was ich da tue, folgte dann auch schon bald die Frage, ob ich denn liiert sei – warum sind sie bloß immer so berechnend??? :o)) Zugegeben wir haben uns ganz nett unterhalten, währenddessen habe ich ein paar schöne Fotos gemacht, bis er mir plötzlich ganz aufgewühlt die Frage stellte:

 „Warum guckt der die ganze Zeit so??? Kennst du den???“ 

 Ich schaute nach links und erblickte nur wenige Meter von uns entfernt einen der beiden Männer von denen ich paar Zeilen weiter oben bereits berichtete. Er war, ohne das ich ihn bemerkt hätte, zurückgekommen und schien erneut zu beobachten. Ich antwortete Toni – dem Policajac – mit einem einfachen

„Nein!“.

Langsam aber sicher wurde mir das ganze dann zu unangenehm, so dass ich beschloss lieber aufzubrechen. Toni bestand darauf mir seine Nummer in mein Handy einzutippen, ich ließ ihn machen, schließlich würde ich ihn ja eh nicht anrufen. Wir standen auf und liefen in Richtung Parkplatz vorbei an dem zurückgekommenen Beobachter der mich auch gleich ansprach und fragte, wann ich denn wieder in der Bucht anzutreffen sei!? Haha… ich dachte echt ich bin im falschen Film. :o)) Ich antwortete ihm mit „gar nicht!“. Toni  – the Policajac – fand das „Benehmen“ (also die eigentlich harmlose Ansprache) seines Geschlechtsgenossen unerhört und ärgerte sich arg. Ihr könnt euch wohl vorstellen, dass ich innerlich echt nur noch schmunzelte, schließlich hat Toni ja nichts anderes getan, mal ganz davon abgesehen, dass es mich schockiert hat wie eifersüchtig ein Mann sein kann, den ich gerade mal 30 Minuten kannte. :o/ Am Parkplatz angekommen redete er mir noch gut zu ihn auf jeden Fall anzurufen, danach eskortierte er mich hoch zur Magistrale um schließlich wieder zurück runter nach Kremena, seinem Heimatdorf, zu fahren.

Bild 1 – 6: Duba bei Tage

Bild 1 & 2: Toni  the Policajac’s versuchtes Spiel mit der Sonne

Bild 1 – 9: Der wunderschöne Sonnenuntergang

Komarna

167 Einwohner Nest unterhalb der Magistrale, bestehend aus eher unanttraktiven und ohne Struktur hochgezogenen Häusern neueren Datums. Mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen und ich möchte mich bezüglich Pelješac auch net ständig wiederholen. :o))

Duboka

Auf der Magistrale zwischen Komarna und Duboka, trifft man rechterhand in Richtung Neum auf einen Makadamabzweig, welcher zu ehren der geplanten Pelješac-Brücke entstanden ist. Der Zugang zur im Jahre 2007 angelegten Baustelle ist gesperrt, jedoch hat man einen schönen Ausblick auf den Stonski Kanal mit Klek und Neum.

Duboka selbst ist eigentlich ein ganz netter, jedoch unspektakulärer Badeort mit sehr engen Sträßchen und mehr oder weniger schönen Häusern. Ein gewisses Etwas kann ich Duboka nicht absprechen, auch wenn es der Ort wohl nie in meine Favoritenliste schaffen wird. Duboka zählt 130 Einwohner und überzeugt in jedem Fall landschaftlich.

Klek

Das landschaftlich atemberaubend gelegene Örtchen zählt heute ca. 200 Einwohner deren Erwerbsquellen im Obst- und Gemüseanbau, dem Tourismus, als auch der Fischerei zu finden sind. Die Lage im fischreichen Stonski Kanal bietet ihnen hierfür ideale Voraussetzungen. Klek war einst ein bedeutender Teil der Republik Ragusa (Dubrovnik). Aus venezianischer Zeit steht noch der kula (Turm) Nonković, in welchem heute ein Restaurant untergebracht ist. Mitten in diesem kleinen Tal, im welchem sich Klek umgeben von faszinierenden Gebirgsformationen ausbreitet, verschandelt die im Jahre 2004 erbaute Kirche Sv. Petra i Pavla zusammen mit den hässlich, zu sozialistischer Zeit entstandenen, touristischen Komplexen das Gesamtbild. Klek hat einen schönen, jedoch ziemich übervölkerten Kiesstrand, von dem aus man den Blick auf Pelješac, sowie eine winzige, dem Ort vorgelagerte, Insel mit ebenso winziger Kapelle, genießen kann. Weitere Sehenswürdigkeit ist das weiter oben bereits vorgestellte Smrdan Grad, welches auf dem Gebirge hinter Klek thront.

Bild 1 – 6: Komarna

Bild: Blick von der Baustellenzufahrt auf den Stonski Kanal mit Neum

Bild 1 – 3: Duboka bei Sonnenaufgang

Bild 1 – 5: Duboka

Bild 1 – 3: Blick auf Klek

Bild 1 – 4: Eindrücke aus Klek

Bild: kula (Turm) Nonković

Bild: Blick auf Smrdan Grad

Bild: Das kleine Inselchen mit der kleinen Kapelle

Südlich von Klek erreichen wir auch schon den Grenzübergang zum wenige Kilometer breiten bosnisch-herzegowinischen Küstenstreifen um die Stadt Neum. Hier endet nun meine Reise um das Einzugsgebiet der Neretva. Ich kann wirklich sagen fast alles gesehen und euch vorgestellt zu haben. Die Gegend ist für mich eine der schönsten, weil sie so viel Gegensätze vereint und so viel landschaftliche Schätze und Viefalt zu bieten hat. Auch die am Fluss gelegenen Dörfer und Städte haben es mir richtig angetan, auch wenn sie leider oft sehr runtergekommen wirken und ihnen allen samt ein frischer Anstrich nur zu gute kommen würde – ihre Seelen und Geschichten spüre ich aber auch ohne Restaurierung und Renovierung und sie ziehen mich in ihren Bann. Weniger überzeugen konnten mich die Küstenorte die überwiegend aus Bausünden bestehen und denen meist der klassische dalmatinische Charme fehlt.

Ich hoffe die Reise hat euch gefallen und das ich dem ein oder anderen ein paar Anregungen für den nächsten Urlaub auf den Weg geben konnte… Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf den nächsten Besuch.

Zum Schluss der obligatorische G-Earth Screenshot zum besseren Nachvollziehen meine Route:

ENDE!!!

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