Nachdem wir am 23.08.2009 meinen älteren Bruder und seinen Kumpel Sven vom Flughafen in Split abholten, und einen schönen Tag in Okrug Gornji auf Čiovo bei Verwandten verbrachten, stand für den 24.08. für meine Eltern und mich schon der nächste, und für meinen Bruder und Sven der erste Erlebnistag auf dem Plan, der Archipel der Kornaten.
Informatives…
Der Kornati-Archipel ist die im Mittelmeer größte Inselansammlung, und wurde 1980 zum Nationalpark erklärt. Der Archipel umfasst 152 Inseln, von denen 89 zum 220 km² großen Nationalpark gehören. Den Namen erhielt der Nationalpark durch seine größte Insel Namens Kornat. Verwaltet wird die Inselansammlung von der Insula Murter.
Die Kornaten befinden sich in Norddalmatien zwischen Zadar im Norden und Šibenik im Süden. Begrenzt wird der Archipel nördlich von der Insel Dugi Otok, östlich von den Inseln Pašman, Vrgada und Murter, südöstlich von der kleinen Insel Žirje, während sich westlich das offene Meer befindet. Die Inseln bestehen aus Kalkstein, der wasserlöslich, sowie wie wasserdurchlässig ist, weshalb die wenigen Niederschläge gleich versickern, und somit ein Entstehen von Wasserläufen und Quellen fast ausgeschlossen ist. Dies spiegelt sich in der Vegetation wieder. Die Kornaten sind karg, und nur stellenweise von ein paar grünen Flecken verziert, eine gewaltige Ansammlung wüstenähnlicher Inseln mitten im leuchtendem Azurblau und Türkis der kroatischen Adria. So ausgehungert die Inseln, so artenreich ist die Meeresflora- und fauna rund um den Archipel, der nämlich artenreichsten und buntesten in der Adria.
Entstanden ist der Archipel der Kornaten durch das Absickern der kroatischen Küste, in 1.000 Jahren gut 1 Meter, womit dem Meer das Eindringen in die Trockentäler ermöglicht wurde, weshalb man auch viele römische Bauten unter Wasser findet. Vor 2.000 Jahren bildeten die Inseln Kornat, Dugi Otok und Katina gemeinsam eine Insel.
Fremden Mächten dienten die Kornaten immer wieder in der Geschichte als Ausgangspunkt zur Eroberung des kroatischen Festlandes. Seit der Jungsteinzeit waren die Inseln bewohnt, wovon illyrische Festungen, Häuser aus Trockenmauern und Gräber zeugen. Die Römer errichteten sich in den Kornaten Landvillen und Urlaubsresidenzen. Als jedoch zur Zeit der Völkerwanderung immer mehr Flüchtlinge vor den wilden Horden auf dem Festland flüchteten, wurde es zeitweise eng auf den Inseln. Hirten und Fischer mussten mit Ihnen das karge Land teilen, jedoch bauten die Flüchtlinge eine Basilika und eine Festung.
Von 1345 bis 1346 wurde Zadar von den Venezianern belagert, während sie gleichzeitig die Inseln vor Zadar verwüsteten. Ab 1835 kauften Einheimische der Insula Murter die Insel Žut, später auch einige der Kornaten-Inseln, während ein paar andere Inseln von den Bewohnern der Insel Dugi Otok gekauft wurden. Das Land wurde von den neuen Inselbesitzern gerodet. Man zog Trockenmauern quer über die großen Insel des Archipels, pflanzte Olivenhaine, Weinstöcke und Feigenbäume, man errichtete Häuschen mit Zisternen und Bootsanlegestege. Im zweiten Weltkrieg waren die Kornaten ein perfektes Versteck für die Partisanen, was den Deutschen und den Italienern natürlich nicht gefiel, und diese versuchten die Kornaten von den Partisanen zu „säubern“. Vergeblich! Noch Heute liegen die sterblichen Reste der hier in der Region gefallenen Partisanen im Beinhaus auf der Insel Piskera. Seit 2007 befindet sich der Kornati-Archipel auf der Tentative List des UNESCO Weltnaturerbes.
Die wichtgsten Inseln des Archipels von Nord nach Süd:
Balabra, die nordöstlichste im Archipel
Kurba Mala, liegt südwestlich von Balabra, gleich westlich von Sit.
Sit, liegt nördlich über Žut, hier findet man ein paar Häuser mit Zisternen und 4 Bootsanlegestege
Trstikovac, liegt südwestlich von Sit, und nordöslich von der Insel Glamoc, die sich wiederum zwischen Dugi Otok und Žut befindet. Auf der gerade mal 4 m hohen und 160 m langen Insel Trstikovac lebten einst Menschen die aufgrund von Krankheiten unter Quarantäne gestellt wurden.
Žut, die Insula ist mit 15 km² Fläche, sowie 12 km Länge die 2. größte des Archipels. Hier findet man Weideplätze, Olivenhaine und Obstbepflanzungen, sowie Überreste von illyrischen Gräbern und Siedlungen. Diese befinden sich etwas weiter vom Meer entfernt, da die Illyrer aus Angst vor Piraten weiter im Inselinneren lebten. Venedig tauschte Žut gegen ein Haus in Zadar. Heute befindet sich mit 25 Häusern und 8 Zisternen die zweitgrößte Siedlung der Inselansammlung auf Žut. Die Insel befindet sich in direkter Nachbarschaft im Osten von Kornat.
Kornat, ist mit 33 km² die größte Insel des Archipels. Hier befindet sich in der Vrulje-Bucht mit 45 Häusern, 28 Zisternen und 30 Anlegeplätzen die größte Siedlung des Nationalparks. Weitere Anlegeplätze gibt es in der Bucht von Šipnata, Lučica, sowie Kravljačica. Zwischen Lučica und Kravljačica befindet sich das Karstfeld Tarac, an dessen Rand man Überreste aus illyrischer Zeit findet. Hier befand sich vor 2.000 bis 3.000 Jahren das Zentrum der Insel. In der Nähe befindet sich ein Wanderweg der zu der höchsten Erhebung der Insel führt, dem 237 m hohen Metlina, von dem man eine grandiose Rundumsicht genießen kann.
Levrnaka, ist die 4. größte Insel der Kornaten und ist der Insel Kornat im Westen vorgelagert. Levrnaka ist ca. 3,5 km lang, 1 km breit, und 117 m hoch. An der Ostbucht befinden sich zwei Häuser mit Anlegeplatz für die Ausflugsschiffe, während sich in der Westbucht der wohl beliebteste Strand des Archipels befindet.
Mana, befindet sich südöstlich unter Levrnaka. Auf Mana wurde 1961 der Film „Tobendes Meer“ von eine Münchener Filmteam gedreht. In der Hauptrolle spielten Maria Schell und Cameron Mitchell. Die Siedlung die damals als Kulisse entstand, steht Heute noch.
Piškera, ist mit 126 m Höhe, 5,8 km Länge, sowie 0,8 km Breite die 3. größte des Kornati-Archipels. Hier kann man Reste einer römischen Siedlung in Form einer alten Kirche und einer Hirtenhütte finden. Ursprünglich bestand die Siedlung aus 60 Häusern. Bis 1653 befand sich auch ein Turm unter den historischen Resten. Bis 1783 befanden sich hier 7 Landungsstege. Ein weiterer Steg befand sich auf der gegenüberliegenden Insel Panitula. Die 5 m breite Durchfahrt zwischen den Inseln wurde durch eine Zugbrücke überbrückt. Ein Kastell das sich auf dem Berg hinter der Siedlung befand, wurde von den Fischern nach dem Untergang Venedigs zerstört. Bis zum 16. Jahrhundert lebte hier der venezianische Fischsteuereinnehmer. Die Uskoken aus Senj überfielen im 17. Jahrhundert venezianische Kaufleute auf der Insel.
Lavsa, befindet sich gleich im Süden unter Piškera, und ist mit 1,6 km² die 5. größte Kornateninsel. Auf der Insel gibt es ein illyrisches Hügelgrab. Die Römer gewannen hier Meersalz zur Fischkonservierung. Heute befindet sich auf Lavsa eine Marina und ein Fischlokal.
Ravni Žakan, liegt südwestlich des südlichsten schmalen Ausläufer der Insel Kornat, also in der Nähe des südlichen Ende des Archipels. Ehemals diente sie als Fischabnahmestation, die Heute zum Restaurant ausgebaut wurde. Außerdem findet sich auf der Insel ein Besucherinformationszentrum zum Nationalpark.
Smokvica, liegt südöstlich des letzten Ausläufers Kornats, und ist einer der Eingänge zum Park. Auf der Insel befinden sich lediglich ein paar Häuser und ein Leuchtturm.
Kurba Vela, befindet sich südwestlich von Smokvica, und südöstlich von Ravni Žakan. Sie bildet den südlichen Abschluss des Nationalparks.
Eine Gesamtübersicht aller 89 sich im Nationalpark befindlichen Inseln findet ihr hier.
Bild: Im Murter Kanal mit Blick auf Betina auf Murter
Bild 1 – 4: Im Murter Kanal
Unser Ausflug startete um 9 Uhr morgens von Pirovac aus. Durch den Kanal zwischen dem Festland und der Insel Murter führte uns die Reise auf dem schicken alten Fischerboot zunächst in Richtung Nordwest, um schließlich nach dem Vorbeischippern der Insel Murter in südwestliche Richtung weiter zu fahren. Schon jetzt sah man in der Ferne die wüstenartigen Kornaten aus dem Blau der Adria und des Himmels wie Pyramiden rausleuchten. Ab ca. der Hälfte der Strecke die wir bis zum passieren des Nationalparks zurücklegten, war der Anblick für mich am beeindruckensten, da man die Kornatis klar und deutlich der vollen Länge nach betrachten konnte.
Bild 1 – 8: Blick auf die Kornaten aus der Ferne
Nun endlich passierten wir den Kanal zwischen dem Südende der Insel Kornat und der Insel Smokvica, wo ein Hinweisschild den Beginn der Reise durch eine der beeindruckensten und außergewöhnlichsten Landschaft Europas ankündigt, über die der britische Schriftsteller George Bernard Shaw schon folgende Worte schrieb: „Am letzten Tag der Schöpfung wollte Gott sein Werk krönen, und so schuf er die Kornaten aus Tränen, Sternen und dem Hauch des Atems.“
Bild 1 & 2: Zufahr in den Archipel
Hier eröffnete sich nun das ganze Ausmaß dessen, was uns die nächsten Stunden erwarten würde: ein Labyrinth wüstenähnlicher Inseln mit oftmals der Form einer Pyramide, umgeben vom leuchtendem Blau des Himmels und dem Azur und Türkis des Meeres, steile Klippen, und die Ruhe und Idylle eines meist unbewohnten Inselparadieses.
Bild 1 – 5: Die ersten Eindrücke des Archipels
Nachdem wir eine Weile zwischen der Insel Kornat und der ihr vorgelagerten kleinen Inseln schipperten, fuhren wir zwischen den Inseln Lunga und Prišnjak in Richtung Westen, und erreichten so das offene Meer, dass uns bis kurz vor der großen Pause ein ständiger Begleiter bleiben sollte, während der Blick in östliche Richtung immer auf die Kornatis gerichtet blieb.
Bild 1 – 6: In Mitten der Kornaten
So führte die Reise vorbei an der Insel Klobučar, die mit ihren 82 m hohen Klippen (die höchsten im Archipel) impuniert, weiter vorbei an der Insel Lavsa, Piškera (die mit 90 m unter der Wasseroberfläche die tiefsten Klippen besitzt), Rašip Veli und Rašip Mali bis zur Insel Mana. Dieser Teil des Nationalparks stellte für mich mit seinen grandiosen Klippen an denen wir vorbeischipperten das absolute Highlight dar.
Bild 1 – 24: Erlebnis Kornaten mit faszinierenden Steilklippen
Nach einer Weile schlug das Schiff die Richtung Nordost ein, und so fuhren wir auf die Insel Kornat zu. Ein prägendendes Bild dieser größten Insel des Archipels sind seine Trockenmauern, die schnurgerade über die Insel gezogen wurden. Später konnte man einen Hügel auf dessen Spitze sich eine Festungsruine mit einem Turm befindet entdecken. Der Hügel befindet sich auf der Insel Kornat gegenüber der Insel Levrnaka. Es handelt sich dabei um die Festung Tureta. Der Turm wurde im 6. Jahrhundert in die illyrische Festung gebaut. Doch noch vor der Festung unterhalb des Hügels befindet sich die kleine Kirche Gospa od Tarca aus dem Mittelalter. Einmal im Jahr feiert der Pfrarrer von Murter hier am ersten Juli-Sonntag eine Messe, was DAS Ereignis eines jeden Jahres in den Kornaten darstellt.
Bild 1 – 17: Inmitten der nördlichen Kronaten
Das Schiff drehte ab und passierte so die Ostbucht der Insel Levrnaka. Hier wurde geankert, und wir bekamen zu Mittag vorzüglichen Fisch mit Krautsalat, Brot, Wein, und leckerem Kirchsaft serviert. Es war einfach fantastisch. Das Ambiente des alten Fischerboots, und die grandiose Kulisse der Kornaten ließen es noch besser schmecken.
Bild 1 – 14: Pause in der östlichen Bucht von Levrnaka
Nach dem Essen verließen wir das Schiff und wanderten zur Westbucht der Insel Levrnaka wo sich ein Badestrand befindet. Das leuchtende Türkis dieser Bucht versetzte mich in einen tranceähnlichen Zustand so paradiesisch war es hier. Der Strand selbst besteht aus grobem strahlend weißem Kies, während sich im Wasser schneeweißer Sand befindet. Es war hier wirklich atemberaubend. Ich lies mich natürlich nicht lange bitten, und fand mich schnell im erfrischenden Nass dieses Paradieses wieder…
Bild 1 – 7: Ostbucht von Levrnaka
Bild 1 – 7: Strand von Levrnaka
Nach dem Bad in der Adria blieben meine Eltern, mein Bruder und Sven weiter am Strand während ich mich dazu entschied den 117 m hohen Berg der Insel zu erklimmen um die Aussicht auf die Kornaten zu genießen. Zunächst war ich optimistisch. Was von Unten so einfach aussah entpuppte sich als knifflige und gefährliche Angelegenheit. Es gab keine eingerichteten Wege nach oben. Man musste über teilweise Messerscharfe und wacklige Steine klettern. Mit festen Schuhen sollte dies wohl kein Problem darstellen (was man an anderen Personen sehen konnte, die eben feste Schuhe an hatten). Ich hatte leider keine festen Schuhe dabei, und versuchte mit Flip-Flops raufzukommen. Ich fühlte jeden Stein unter meinen Füßen, und hatte keinerlei halt in den Latschen. Ein paar mal bin ich fast gestürzt weil mir die Flip-Flops auf dem wackeligen Steinen wegrutschten. So lies ich also meinen Verstand walten, und gab nach ca. der Hälfte der Strecke auf, jedoch natürlich nicht ohne zumindest von hier aus ein paar Fotos zu schießen. Der Abstieg war jedoch noch schwieriger, und schmerzhafter als der Aufstieg… Dennoch habe ich es schadlos überstanden.
Bild 1 – 16: Der Aufstieg auf den Hügel
Ein Blick auf die Uhr verriet das es nun auch schon soweit war. Um 15 Uhr sollte unsere Reise durch die Kornaten weitergehen, und so verließen wir das Inselparadies Levrnaka.
Ein Blick Richtung Norden verriet das wir uns am nördlichen Ende des Nationalparks befanden, und vor uns bereits der Telašćica Naturpark, der Südteil der Insel Dugi Otok, zu erkennen ist. So führte uns die Fahrt weiter in Richtung Osten, und wir passierten die Meeresenge zwischen der Insel Kornat, und der Insel Katina.
Bild 1 – 5: Zwischen Levrnaka und Kornat
Bild: Blick auf die Klippen im Süden Dugi Otoks
Bild 1 – 21: Der Norden des Archipels
Vorbei ging die Fahrt an der Nordküste der Insel Žut, immer wieder erhält man wunderschöne Blicke auf die Kornaten, dieses mal jedoch von Nord nach Süd. Hinter Žut ging es weiter südöstlich vorbei an unzähligen kleinen Inseln, und der Südspitze der Insula Pašman, bis wir schließlich wieder den Norden Murters erreichten, und sich das Ende der Tour ankündigte. Um 19 Uhr machten wir in Pirovac fest… ich freue mich jetzt schon aufs nächste mal!!! Hier nun noch die letzten Impressionen:
Bild 1 – 25: Der Norden des Archipels