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 Teil 1

Jeder der meine Reiseberichte kennt weiß, dass ich mit emotionalen Superlativen niemals geize und diese auch immer so meine und empfinde! Obwohl die meisten kroatischen Inseln auch oft viele Gemeinsamkeiten in ihrem Erscheinungsbild miteinander teilen, so hat jede von ihnen immer auch was ganz eigenes was sie charakterisiert und so von den anderen wiederum unterscheidet. Jede von ihnen (mit Ausnahme der Insel Vir) hat etwas, was mich buchstäblich vor Begeisterung aus den Latschen kippen lässt und jede von ihnen würde ich als traumhaft, paradiesisch oder sensationell bezeichnen. Und obwohl das eigentlich schon nicht zu toppende Superlative sind, gibt es die eine, die für mich so faszinierend ist, dass ihr Name meiner Meinung nach als Superlativ verwendet werden müsste – MLJET!!!

Informatives…

Die Insula ist 98,01 km² groß, 37 km lang, bis 5 km breit und hat eine Küstenlänge von 135,85 km. Somit nimmt sie Platz 8 der größten Inseln Kroatiens ein. Der höchste Berg ist der 514 m hohe Veliki Grad. 90% der Insel ist bewaldet (am stärksten durch die Pinie), womit Mljet nicht nur die grünste aller kroatischen Inseln ist, sondern auch eine der grünsten im gesamten Mittelmeerraum. Im vergangenen Jahrhundert war sie sogar noch grüner (kaum vorstellbar, aber so isset) – ein Waldbrand vernichtete vor wenigen Jahren eine große Fläche und es wird Jahrzehnte dauern, bis der Wald wieder seine ursprüngliche Dichte zurückerhält.

Im 2. Jahrtausend vor Christus wurde die Insel erstmalig von Illyrern aus dem Neretva-Delta und der Halbinsel Pelješac besiedelt. Aus dieser Zeit sind noch Überreste von alten Burgen, sowie zahlreiche Hügelgräber erhalten geblieben. Einige der Hügelgräber stürzten ein, so dass man sie näher erforschte. Dabei fand man Anhänger aus Bronzedraht, Perlen, Ringe und andere Schmuckstücke, die auf einen Handel der Ureinwohner Mljets mit anderen Bewohnern Dalmatiens schließen lassen.

Erste schriftliche Erwähnung findet sich im 4. Jahrhundert vor Christus und gehen auf griechische Autoren zurück. Auch der heutige Inselname hat seinen Ursprung in dieser Zeit, denn die Griechen nannten sie melite nesus (Honiginsel), wovon der Name Mljet abgeleitet ist. Während die Griechen ihre Städte auf den dalmatinischen Inseln Issa (heute Vis), Pharos (Hvar) und Korkyra Melaina (Koula) errichteten, diente ihnen Mljet auf dem Seeweg zu ihren Stützpunkten lediglich als Schutz vor Unwettern und, aufgrund seiner Süßwasserquellen, zum Auftanken von Trinkwasser. Viele versunkene Schiffe und griechische Amphoren liegen in den Tiefen rund um die Inselküste – zeugen dieser Zeit. 35 vor Christus führte der römische Kaiser Augustus seine blutigen Kriege gegen die Illyrer  im süddalmatinischen Raum und somit auch auf Mljet. Dabei zerstörte er ihre Stadt Melitius ermordete alle jungen Ureinwohner, während er die älteren versklavte. Der Inselwesten wurde dadurch Teil des römischen Imperiums und es entstand im heutigen Polače ein römischer Palast um den man wiederum eine Siedlung errichtete, welche kontinuierlich bis ins 11. Jahrhundert besiedelt wurde. Während die regierende Gesellschaftsschicht römisch-romanischen Ursprungs war, bestand das gemeine Volk aus romantisierten Illyrern. Im 5. und 6. Jahrhundert erreichte die Insel den Höhepunkt ihrer Blütezeit.

Nach 700 Jahren Vorherrschaft der Römer entlang der kroatischen Adriaküste und den Inseln, wurden durch die Ansiedlung der kroatisch-slawischen Stämme und den einfallenden Awaren ihre größten und wichtigsten Städte (Salona, Narona, Ragusium) zerstört und ihnen somit ihre Macht entrissen. Mljet wurde Zufluchtsstätte vieler Flüchtlinge aus Narona (Vid) und Ragusium (heutige Cavtat), aber insbesondere der Bewohner von Pelješac und der Insel Koula. Infolge der schwächelnden byzantinischen Herrschaft, erreichten auch Ende des 8. Jahrhunderts die ersten Kroaten aus dem Neretva-Delta die Insel. Sie besiedelten sie vom Inselosten aus – die erste Siedlung nannten sie Vrhmljeće, sie befand sich oberhalb vom heutigen Okuklje. Anschließend entstanden Žara, Prožura, Blato, Okuklje, Babino Polje, Blato und Korita, während Polače und der Inselwesten in römischer Hand lagen. Die neretvanischen Kroaten wurden immer zahlreicher, so dass sie sich dazu entschlossen auch den Westteil einzunehmen. Anfang des 12. Jahrhunderts lieferten sie sich eine blutige Schlacht mit den Römern, aus der die Kroaten als Sieger hervor gingen.

Nachdem der Distrikt Neretva im 11. Jahrhundert zerfällt und sich das Festlandgebiet, sowie die Inseln Hvar und Brač dem mittelalterlichen kroatischen Staat anschließen, fallen Koula und Mljet an Zahumlje – zu jener Zeit die geläufige Bezeichnung für das Gebiet zwischen Neretva und Dubrovnik. Der Zahumer Fürst Desa, schenkt 1151 die Insel den italienischen Benedektinern des Paulanerordens, worauf die Bewohner als Fronbauern für den Orden arbeiten mussten. Ab 1301 nimmt die Stadtrepublik Ragusa (Dubrovnik) zunehmend Einfluss auf das kulturelle Leben der Insulaner, sowie deren wirtschaftliche Entwicklung. 1345 entsteht auf Mljet mit dem Statut eine eigene Gesetzesgrundlage, über die die Aufgaben und Pflichten der Inselbewohner, aber auch das private und öffentliche Recht geregelt und geschützt wurde.  1358 teilt Dubrovnik die Insel: den Westen erhielt das Kloster, den Osten die Bauern, die eigenhändig über das Land verfügen durften. Ab dem 14./15. Jahrhundert und nach komplizierten, langwierigen und diplomatischen Verhandlungen schließt die Insula sich endgültig dem Staate Ragusa (Dubrovnik) an. 1493 bekam Mljet einen eigenen Rektor.

1808 unterlag Ragusa Napoleon und die Republik zerfiel. Nach 7 jähriger französischer Regierung fällt Mljet im Jahre 1815 an die Habsburger Monarchie, bis diese 1918 verfällt. Von da an besetzten für ein paar Jahre die Italiener die Insel. 1921 wurde sie  dem jugoslawischen Königreich eingegliedert. Ab 1941 -43 kommt Mljet zusammen mit Koula zum faschistischen italienischen Königreich. Die Bewohner wollten sich damit nicht abfinden, so dass sich eine antifaschistische Bewegung entwickelte. Deutsche Truppen erreichen 1944 Mljet, doch die Insulaner befreiten sie noch im selben Jahr. Nach dem 2. Weltkrieg gehört die Insel innerhalb Kroatiens zum zweiten Jugoslawien, während sie seit dem Zerfall des Staatenbundes der freien Republik Kroatien zugehörig ist. Die gerade mal 1.111 Einwohner leben vorwiegend von der Fischerei und der Landwirtschaft, neuerdings auch etwas vom auf der Insel gemächlichen und vor allem leisen Tourismus.

Bildquelle: www.korculainfo.com

Am besten erreicht man Mljet mit der Fähre von Prapratno/Pelješac aus. 5 mal täglich setzt die Fähre in der Saison über und das Schöne ist, dass man bei noch reichlicher Wartezeit vorher am wunderschönen Sandstrand in der gleichnamigen Bucht ein erfrischendes Bad nehmen kann, oder sich die Zeit in dem sensationellen Städtchen Ston mit seiner Festungsmauer vertreiben kann. An meinem Anreisetag – Anfang Juni, herrschte leicht bewölktes, schwül-heißes Wetter, welches mir etwas zu schaffen machte, und wie immer, wenn es auf nach Kroatien geht, hatte ich die Nacht zuvor kein Auge zu gemacht. Gegen 11:30 erreichte ich Ston, so hatte ich also noch reichlich Zeit bis zu meiner 13 Uhr Fähre. Da es für mich eine Todsünde ist an diesem so zauberhaften Ort einfach nur vorbeizufahren, machte ich natürlich meinen klassischen Kaffeestopp mit einer kurzen Runde durch die Gassen (sowohl bei an, als auch bei Abreise). Nach einer halben Stunde brach ich dann aber zum wenige Kilometer entfernten Fährhafen auf. Schnell die Tickets für mein zu groß geratenes Fahrgestell – mein ursprünglich gebuchter Kleinwagen war ausgegangen, so musste ich mich also mit dem riesen Kombi anfreunden – und meine Wenigkeit geholt und ab ins Cafe beim Fähranleger die nächsten Kaffees runterspülen. Gott, war ich fertig an diesem Tag! Ich denke es lag an der vorherrschenden Schwüle, denn bei trockener Hitze, die in Kroatien überwiegt, habe ich mich trotz fehlenden Schlafes sonst nie so schlapp gefühlt… Wie immer war auf das Fährpersonal verlass und so hob sich gleich die Stimmung, als sich einer der Einweiser die Zeit nahm mir die Autotür zu öffnen,  mir zum Ausstieg, ganz nach alter Schule, die Hand reichte und mich mit einem freundlichen Lächeln Begrüßte. Kann man schöner auf der Überfahrt zu seiner Urlaubsinsel empfangen werden??? Wer meine Berichte verfolgt, weiß allerdings, dass das nichts Neues ist, denn das war nicht das erste Mal, dass ich mich vom Fährpersonal begeistern lassen habe (besonders als noch der Jadrolinijafluch auf mir lastete), und paar Monate später sollte ich wieder begeistert werden, doch dazu in einem anderen Bericht mehr. Die Überfahrt empfand ich ähnlich faszinierend wie die zur Insel Lastovo. Auch Mljets Silhouette weiß zu begeistern… Die nachfolgenden Bilder stammen sowohl von der An- als auch von der Abreise:

Bild 1 & 2: Die Bucht von Prapratno

Bild: Blick zurück nach Prapratno

Bild 1 & 2: Blick auf die Südküste von Pelješac

Bild 1 – 3: Blick auf die Südostküste von Pelješac, die Elfafiten und die Festlandküste

Bild: Der Mljetski Kanal – rechts Pelješac, links Mljet

Bild: Blick auf den Südwestküste von Pelješac mit dem imposanten Berg Sv. Ilija

Bild: Die Nordostküste der Insel Mljet

Bild: Die Nordwestküste Mljets

Bild: Imposante Kulisse – Die Bucht und der Fährhafen von Sobra

Wie ihr bereits am letzten Foto feststellen konntet, liegt Mljets Fährhafen beim Ort Sobra relativ mittig auf der Insel gelegen. Es herrschte kein Fotowetter, ich war todmüde, und dennoch schaffte es meine riesige Neugier auf die Insel mich am Tag meiner Ankunft dazu zu bringen, zumindest schon mal die Inselstraße komplett abzufahren und schon mal alles ein wenig anzuschnuppern, bevor ich mich am späten Nachmittag zu meiner Unterkunft in Pomena begab. Hier starte ich nun auch meine Reise…

Der Nationalpark Mljet

Aufgrund seiner einzigartigen landschaftlichen Schönheit, der uralten Steineichen- und Kiefernwälder, seinem aus drei Teilen bestehendem Seen-Phänomen und der daraus resultierenden spezifischen Gesamtheit der Gegend, sowie den hohen kulturhistorischen Denkmälern in Form von römischen Palästen, Basiliken oder dem Benediktinerkloster auf der Insel im großen See, wurde der Nordwesten der Insel Mljet am 11.11.1960 zum Nationalpark erklärt (einer von 7 Nationalparks Kroatiens). Ziel der Nationalparkverwaltung ist es, die Natur- und Kulturdenkmäler auch für die nächsten Generationen in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten und so allen negativen Einflüssen der heutigen Zeit zu trotzen. Rund ein Drittel der Gesamtfläche Mljets gehört zum Nationalpark.

Pomena

Einst ein altes Fischerdorf, ist Pomena heute das Touristenzentrum Mljets. Pomena liegt in einer kleinen Bucht im äußersten Westen der Insula, im Gebiet des Nationalparks. Im Norden wird die Bucht von der Insel Pomtak verschlossen, während westlich davon die winzigen Inselchen Galicija, Crna Seka und Šij wie versteinerte Tränen im tiefen Blau liegen. Noch ein Stück weiter südwestlich liegt Goli Rat, eine schmale von der Insel abspreizende Halbinsel, deren Spitze mit der Lastovska Bucht jedoch militärisches Sperrgebiet ist und somit selbst ich kein Einlass gefunden habe. Doch zumindest habe ich es mir nicht nehmen lassen der Makadamstraße bis zur Sperrung zur Folgen. Dabei umfährt man die riesige Uvala Lokva – eine beliebte Bucht zum Ankern.

Ich erwähnte bereits, dass Pomena die Touristenhochburg der Insel ist. Doch wer glaubt hier auf unzählige Souvenirstände, Shopping- und/oder anderweitige Unterhaltungsmöglichkeiten zu treffen, der hat sich geschnitten. Im Ort steht das einzige Hotel Mljets und wie so häufig in Kroatien, will es mit seiner unattraktiven Erscheinung nicht wirklich ins Bild passen. Es gibt ein zwei Souvenirstände und kleine Supermärkte, ein Nationalparkhäuschen an dem man sich mit Eintrittstickets versorgen kann, aber vor allem gibt es viele, viele Boote und Schiffchen. Pomena ist das Tor zu den beiden Salzseen, für die die Insel so bekannt ist und so verwundert es nicht, dass es so viele Nautiker hierher treibt. Dies ist auch der Grund, warum das gerade mal 50 Einwohner -Fischerdorf so viele Restaurants zählt, wie ganz Köln-Porz mit über 100.000 Einwohnern. :))

Pomena lädt aber nicht nur zum Essen, sondern auch zum Spazieren ein. Besonders schön fand ich es Richtung Nordosten, entlang der Promenade, vorbei an den Restaurants und einem schönem Neubau im traditionell dalmatinischen Stil (so muss es sein). Man trifft auf das felsige Ufer. Baden ist hier nur mit viel Geschick möglich, da hier die Seeigelmafia das Sagen hat. Fürs Füssereinhalten, während ich auf dem Felsen lag, hat es aber dennoch gereicht. Von hier erblickt man das Eiland Borovac, sowie die kahle Insel Glavat und es eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf die Halbinsel Pelješac. Ja, Pomena ist schön – so schön wie sein Sonnenuntergang.

Bild 1 – 3: Die Uvala Lokva

Bild 1 – 9: Impressionen aus Pomena

Bild: Das Hotel Odissej

Bild: schöner Neubau

Bild 1 – 5: Nordöstlich von Pomena mit sensationellem Blick auf Pelješac und die Insel Glavat

Bild 1 – 4: Sonnenuntergangsstimmung

Malo Jezero

Nach beziehen meiner Unterkunft am Anreisetag und einer stärkenden Mahlzeit war meine Müdigkeit plötzlich wie weggeblasen und so machte ich mich gleich danach dazu auf, den kleinen See zu erkunden. Gleich am Ortseingang von Pomena weist ein Hinweisschild auf den paar hundert Meter langen, durch mediterranen Aleppokiefernwald führenden, Wanderweg hin, der zum Malo Jezero geleitet. Der Spaziergang war eine Wonne für meine Nase und meine Haut, denn der Wald duftete einfach herrlich nach Harz, die Hitze fühlte sich im Schatten der Bäume nicht mehr ganz so schweißtreibend an und der einsetzende Abend verwöhnte mich mit einer sanften erleichternden Brise. Am See angekommen, trifft man gleich auf ein Badeplateau, welches gänzlich von einer Horde Männer besetzt war, ansonsten war es zu dieser Zeit doch sehr ruhig. Ab und an traf ich auf Jogger, Radfahrer oder ein paar heranwachsende Badende. Doch größtenteils hatte ich das Gefühl hier weitestgehend alleine zu sein…

Der kleine See ist 24 ha groß und hat eine maximale Tiefe von 29,5 Meter. Er wird mit dem sehr viel größeren, südlich angrenzenden, Veliko Jezero durch einen künstlich geschaffenen 30 m langen, 2,5 m breiten und 0,5 m tiefen Kanal verbunden, welcher durch ein hübsches Steinbrückchen, umgeben von Badeplateaus mit Sitz- und Picknickgelegenheiten, überbrückt und geschmückt wird. Ich liebe solche Brücken, so verwundert es nicht, dass es mir hier außerordentlich gut gefallen hat… Im kleinen See gibt es Heilschlamm, der bei verschiedensten Entzündungskrankheiten heilend wirkt. Der See ist 750 m lang, 500 m breit und die Uferlänge misst 2.600 m. Im Sommer erwärmt er sich deutlich stärker, als das Meer und erreicht so spielend eine Wassertemperatur von 30° Celsius und mehr. Einst war er der letzte Abschnitt eines tiefen Karstreliefs, welches überflutet wurde. Dazu gleich mehr…

Bild 1 & 2: Am Malo Jezero mit Blick auf den Verbindungskanal und der Steinbrück

Bild: Am Verbindungskanal mit der hübschen Steinbrücke

Karstphänomen Mljeter Seen

Das Seengebiet der Insel besteht aus drei Teilen:

-dem Malo Jezero, welchen ihr nun schon ein wenig kennenlernen konntet

-dem Veliko Jezero

-sowie der Bucht und dem Kanal Soline

Einst waren sie tiefe Karsttäler, in denen sich vermutlich kleine Süßwasserseen befanden. Zu Salzseen wurden sie nach der Eiszeit und der damit verbundenen Eisschmelze. Der Meeresspiegel stieg an, so dass das Meer durch Risse im Karst und einen schmalen Kanal (bei Soline) in die Täler eindringen und sie überschwemmen konnte. Dabei bildete sich durch einen Hügel im größeren der beiden Karsttrichter eine Insel.

Im 12. Jahrhundert kamen die ersten Benediktinermönche nach Mljet und hielten nach einem schönen Platz für ihren Klosterbau Ausschau. Sie entschieden sich für die Insel im großen See – eben einem außergewöhnlichen Ort. Zur damaligen Zeit konnte das Salzwasser größtenteils nur unterirdisch durch die erwähnten Karstrisse in die Insel eindringen, denn nur während der Gezeiten schaffte es das Meer über den engen und nicht sehr tiefen Kanal für ein wenig Wasseraustausch zu sorgen, so dass die Karsttäler bei weitem nicht mit so viel Wasser gefüllt waren, wie heute. Um dies zu ändern erweiterten und vertieften sie sowohl den engen Kanal bei Soline, als auch jenen der den kleinen See mit dem großen verbindet. Das Meerwasser konnte nun ungehindert in das Tal fließen und es endgültig bis zum möglichen Maximum überfluten. Auch wurde damit gewährleistet, dass in beiden Seen, durch das Gesetz der Gezeiten, ein regelmäßiger Meerwasseraustausch stattfinden kann.

Im Vergleich zu dem was einen rund um den Veliko Jezero (dem großen See) erwartet, ist der kleine See doch eigentlich recht unspektakulär. Eins der absoluten Highlights ist der Aufstieg zum Berg…

Montokuc

Am 13.06.2012 war es mir nach ein paar Tagen Erkundungstour durch alle Ortschaften der Insel und dem Kennenlernen des kleinen Sees nun ein großes Bedürfnis auch die Gegend um den Veliko Jezero zu erforschen. Dabei lockte mich am meisten der Gipfel Montokuc, von dem ich im Vorfeld natürlich schon wusste, dass er spektakuläre Ausblicke auf den Nationalpark und die süddalmatinische Inselwelt bieten würde.

Da ich in der Vergangenheit immer mal wieder auf solchen Wanderungen Probleme mit meinem Wasserhaushalt bekommen hatte (Rucksäcke fand ich immer reichlich unattraktiv), machte ich mir natürlich Gedanken darüber, wie ich über einen längeren Zeitraum mit ausreichend Wasser versorgt bin, und dennoch freie Hände zum Fotografieren haben könnte. Prompt fand ich die Lösung in meinen Reiseutensilien in Form einer Kosmetiktasche von L’Oreal (nein, ich bekomme leider kein Geld für Schleichwerbung ;o)) ). Sie hatte Trageschlaufen, wie man sie von großen Handtaschen kennt, so dass ich sie, wie einen Rucksack, auf dem Rücken tragen konnte. Nun konnte es also losgehen…

Ausgangspunkt meiner Wandertour war der große Nationalpark-Parkplatz oberhalb des Veliko Jezero unmittelbar bei der Ambulanz. Von hier aus sollten es rund 2,1 Kilometer auf ausgeschildertem Wanderweg bis zum Gipfel sein. Die ersten paar Hundert Meter gingen über eine zunächst asphaltierte Straße, die bald in Makadam über ging. Schließlich erreichte ich das nächste Hinweisschild, welches einen mit der Aufschrift „1,4 km Montokuc“ in den Wald geleitet. Bis hierhin wars ja einfach, von nun an ging es aber auf schmalen, meist steinreichen Trampelpfaden weiter bergauf. Es war bereits sehr heiß, so dass ich froh war, doch überwiegend im Schutze der schattenspendenden Bäume laufen zu können. Immer wieder traf ich auch auf Lichtungen im dichten Wald, die einen schon mal erahnen ließen, wie sagenhaft schön die Aussicht sein würde. Einmal rannte ich fast in ein riesiges Spinnennetz, welches überdimensional von einem Baum zum anderen über den Wanderweg gespannt baumelte. Ich blickte während des Laufens auf den Boden und als ich wieder hochsah berührte ich mit meiner Nasenspitze fast dieses riesige, fette Spinnenvieh… Vor Schreck ließ ich einen Schrei los, der vermutlich sogar in Köln zu hören war. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ausgerechnet im nächsten Moment ein Anruf aus meiner Heimatstadt Köln mit der Frage „alles klar bei dir?“ folgte… :o)) Die Spinne trat sehr eilig die Flucht an, so dass ich mir wirklich die Frage stellen musste, wer hier eigentlich wirklich vor wem Angst haben muss!? Wohl kaum der Mensch vor der Spinne, sondern eher umgekehrt. Kroatien und die Fotografie schaffen es immer mehr meine Spinnenphobie zu besiegen. Auch wenn es mir leid getan hat, so musste ich die Behausung der Spinne zerstören, denn anders hätte es kein Durchkommen gegeben. Leider war es nicht das einzige und letzte Netz das ich beseitigen musste, worüber ich doch sehr verwundert war – wandern denn wirklich so selten die Besucher hoch zum Montokuc, so dass die Spinnen alles zubauen können??? Nachdem ich an einer Wanderwegskreuzung ziemlich in Verzweiflung geriet, da ich nicht wusste, welcher Weg mich nun zu meinem auserwähltem Ziel bringen würde, entschied ich mich intuitiv doch für den richtigen, so dass nach dem steilsten Anstieg entlang der Strecke ein erster Blick auf die Seen und Pelješac frei wurde – bald sollte ich es geschafft haben…

Bild: Hinweisschild zum Montokuc

Die letzten steilverlaufenden Höhenmeter brachten mich ganz schön aus der Puste, so dass ich hechelnd den etwas mehr als 250 m hohen Aussichtspunkt Točka-Montokuc erreichte. Nach wie vor waren weit und breit keine anderen Touristen in Sicht, dafür aber ein Mann, der aus einem hölzernen Überwachungshäuschen heraustrat und mich willkommen hieß. Nachdem die sprachlichen Fronten geklärt waren und er mir erzählte, was ich eh schon wusste (nämlich dat et heiß war), bot er mir an mich in der Hütte ausruhen zu können. Ich lehnte jedoch ab, setzte mich aber auf die seitlich neben dem Eingang ausbetonierte Terrasse und ließ meine Beine in der Luft schaukeln während ich diesen fantastischen Rundumblick auf die Gegend genoss. Der nette Herr blieb in der Tür stehen, so dass wir uns weiter unterhalten konnten. Als ich während des Gesprächs einmal zu ihm rauf schaute, fiel mir dann auch erst auf, dass ihm der rechte Unterarm fehlte. Er bemerkte meinen Blick, atmete tief ein und erzählte, dass das im Krieg geschehen sei. Ursprünglich sei er aus Slawonien (ich hab mir nicht ganz behalten woher, meine aber es wäre Daruvar gewesen) und nur zum Arbeiten auf Mljet. Ein halbes Jahr, während der Sommermonate zur Feuerwache. Den Winter verbringt er in seiner Heimat Slawonien… Er erzählte auch, wie glücklich er immer sei zurück nach Slawonien zu können, da er wohl keinen Draht zu den Menschen auf Mljet finden könne. „Sie sind alle für sich! Keiner interessiert sich für den anderen, und wenn, dann nur um über jemanden was Schlechtes zu erzählen… In Slawonien ist das anders!“ – erzählte er. Nach einer viertel Stunde hatte ich mich mehr als genug ausgeruht und wollte nun endlich losknipsen, als er mir noch den Tipp gab auf den Felsen südlich der Hütte zu klettern, da von dort der Ausblick am besten sei. Diesen Ratschlag nahm ich doch gerne an… Der Atem stockte mir vor Schönheit, aber besonders beim Anblick des leuchtenden Türkis im Soline-Kanal.

 

Bild: Blick auf Orebić mit dem Sv. Ilija / Pelješac

Bild: Der Veliki Jezero mit der Insel Sv. Marija und Lastovo im Hintergrund

Bild: Blick auf die Uvala Lanđina bei Polače sowie Pelješac

Bild: Die beeindruckende Kulisse Pelješac’s

Bild: Das Überwachungshäuschen, samt Überwacher

Bild: Der paradiesische Soline Kanal

Bild: Der Blick schweift über die Seenlandschaft

Bild: rangezoomt: der Norden des großen Sees, sowie der kleine See

Bild: Die Insel Sv. Marija im großen See

Bild: Blick auf den Kanal von Soline

Bild: Panoramablick über die Seen – im Hintergrund die Inseln Lastovo und Korčula, sowie die Halbinsel Pelješac

Um vom Berg wieder runter zu kommen, wählte ich jenen Weg, der von der anderen Seite gleich an das Ufer des Veliki Jezero führt. Und siehe da, plötzlich kamen mir etliche Wanderer größtenteils mit Gehstöcken, aber immer mit festen Wanderschuhen und passenden Wanderklamotten entgegen, während ich mit Ballerina, Jeansbermuda, Glitzeroberteil und zum Rucksack umfunktionierter Kosmetiktasche rumlief. :o)) Dies sollte jedoch nicht die einzige Situation in diesem Urlaub sein, in der ich über mich selbst schmunzeln musste. Die Einsicht, dass ich auf dem Hinweg einen dreimal so langen Weg rauf benutzte als die vorbildlich gekleideten Mittouristen, sollte dann auch die Erklärung dafür sein, warum ich auf dem Hinweg sonst keiner Menschenseele im Spinnenwald begegnet bin…

Jedenfalls erreicht man nach gerade mal 600 m bergab eine relativ angenehm zu laufenden Makadamstraße, welche gleich runter zum Großen See führt. Begleitet wird man dabei von einer überwältigenden Vielzahl verschiedenster Schmetterlinge und diesen dicken brummenden Käfern, die mit ihrem silbrig-grünschimmerndem Kleid durch die Lüfte schwirren. Auf Schritt und Tritt vernimmt man das Rascheln der Eidechsen, welches sie durch die schnelle Flucht ins Gestrüpp vor den ranpirschenden Menschen erzeugen. Einige von ihnen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und genießen selbst dann unbeeindruckt ihr Sonnenbad, wenn sich so ne Bekloppte Tussi mit ihrer Riesenkamera beherzt über sie beugt, um sie auf Speicherkarte zu bannen. Endlich am Veliko Jezero angekommen, machte mich ein Hinweisschild darauf aufmerksam, dass es noch 1,5 km Fußmarsch bis zu meinem nächsten Ziel sind. Ich lief also süd-ostwärts entlang des rund um den großen See angelegten Spazierwegs, mit wunderschönem Blick aufs Wasser und diese traumhafte Landschaft. Nach ca. der Hälfte der Strecke erreichte ich schließlich den Soline-Kanal, den die Benediktiner bereits einst erweiterten um die Täler bis zum Maximum zu Überfluten. Aufgrund der starken Strömungen bei Ebbe und Flut, bauten sie außerdem an dieser Stelle eine Mühle und eine Steinbrücke. Beide Bauten sind im Jahre 1960 abgerissen worden, vermutlich um die Bootsdurchfahrt zu ermöglichen. Der Fakt das im gleichen Jahr der Kanal auf 10 m verbreitert und um 2,5 m vertieft wurde, ist nur ein weiteres Indiz dafür. Auch vermutet man, dass Tito dafür verantwortlich war, denn er zog in Erwägung die Klosterinsel zu seinem Feriensitz zu machen, bevor er sich Schluss endlich für die Brioni Inseln entschied. So oder so  ist und bleibt die Vernichtung dieser Kulturgüter eine Schande…

Bild: Blick auf das magische Türkis des Soline-Kanals beim Abstieg

Bild: Der gerade mal 600 m lange Wanderweg rauf – welch ein Ärger

Bild: Makadamstraße

Bild: Eidechse beim Sonnenbad

Bild: Schmetterlingsparadise

Bild: Bald ist der große See erreicht

Bild: Hinweistafel

Bild: Schmetterlingsparadise Part 2

Bild: Der schmale Verbindungskanal bei Soline

Hinter dem Soline-Kanal schließt sich gleich die Soline-Bucht an. Ich glaube ich habe nie zuvor irgendwo anders schon einmal solch ein intensives Blau, Grauweiß, Grün und Türkis gesehen. Die Gesamte Gegend rund um die Bucht hat mir die Sprache verschlagen – welcome to Paradise! Und ein Paradies benötigt natürlich auch eine Haupt“stadt“…

Soline

Es gibt den Kanal und die Bucht Soline, als auch noch das gleichnamige Dorf. Soline liegt etwa mittig am Nordufer der schlauchartigen Bucht… Der Weg vom Kanal führt, begleitet vom alten wunderschönen mediterranen Baumbestand, immer an der Bucht entlang. Das Farbenspiel zwischen Smaragdgrün und Türkis ist hier traumhaft. Kurz vor Erreichen verlässt der Spazierweg den schattenspendenden Bereich und ein erster Blick wird frei auf die Häuser des Dorfes und die dahinter steilaufragenden sattgrünen Berge der Mljeter Südküste. Soline erhielt seinen Namen aufgrund der Tatsache, dass einst die Benediktinermönche hier ihre Salzgewinnung organisierten (sol=Salz). 1825 gründete dann Peter Sršen die Ortschaft. Auch heute wird Soline vom Namen Sršen dominiert: Soline war mein Wunschstandort für meine Unterkunft. Auf meiner Suche nach einem geeignetem Zimmer fiel mir auf, dass viele Vermieter im Dorf den selben Nachnamen tragen und ein Blick in die Touristische Monografie, erklärte dann auch warum das so ist. Die Behausungen in Soline sind alle durchweg teuer, was mir aber egal war, denn ich wollte unbedingt dort wohnen. Leider bot nur ein einziger Vermieter 1-Zimmer Unterkünfte an, während es sich sonst um Appartments handelte. Ich kontaktierte ihn per Email, rief mehrmals bei ihm erfolglos an. Erst eine Woche vor meiner Anreise (Monate später) erhielt ich dann plötzlich eine Mail von ihm – da wars dann aber schon zu spät. :o((

Das Dorf besteht eigentlich nur aus hübschen von Bougainvillea und anderen schönen, typischen subtropischem, Gewächs umrankten Häusern. Die schmale Straße durchs Dorf, welche Soline mit den Seen verbindet, darf nur zu Fuß oder per Pedes benutzt werden – Ausnahmen gibt es da nur für die Bewohner. Am Ufer stehen Palmen und idyllisch gelegene Sitzgelegenheiten der, in Relation zur Größe des Dorfs, vielen Restaurants (3-5 sinds auf jeden Fall).  Gegessen wird hier äußerst romantisch zwischen Zitronen und Orangenbäumen mit Blick auf die Bucht und den kleinen zauberhaften Hafen, an dem die Fischernetze zum trocknen aushängen, während die Boote leicht auf dem Wasser schaukeln.

Bild 1 & 2: Prächtiges Farbenspiel in der Bucht von Soline

Bild: Erster Blick auf Soline und die atemberaubende Landschaft

Bild 1 – 11: Das zauberhafte Soline

Hinterm Dorf gelangt man ostwärts nach einem kurzen Fußmarsch zu dem seichtesten Teil der Soline-Bucht mit seinen Dämmen. Das Türkis sucht hier wirklich seines Gleichen, es ist schlicht weg atemberaubend. Die Stelle wäre auch als Strand hervorragend geeignet. Um dorthin zu gelangen muss man jedoch über angeschwommenes, bereits vertrocknetes Seegras und leider viel angespülten Müll latschen. Da die Tage zuvor kontinuierlich der Jugo geblasen hatte, stellte sich mir die Frage, ob der Müll immer hier anzutreffen sei, oder nach dem Jugo auch wieder beseitigt wird – wäre schade drum, wenn nicht.

Noch ein Stück weiter gelangt man über den so genannten „Put preko Solina“ zum Buchteingang mit seiner imponierenden Felsküste, auf der man herumturnen kann. Einfach sagenhaft schön! Ein Blick aufs Handy verriet, dass es schon nach 14 Uhr war. Nach 5 Stunden und ca. 7 zurückgelegten Kilometern kündigte sich dann doch langsam mein Magen an, und die schön gelegenen Restaurants, mit ihrem guten Ruf, riefen geradezu dazu auf Platz zu nehmen. Auch mein Wasservorrat neigte sich seinem Ende zu und musste wieder aufgefüllt werden…  Ich habe nicht darauf geachtet, wie das Restaurant hieß, in dem ich gegessen habe, es war aber das letzte in östlicher Richtung. Eigentlich wollte ich Muscheln haben, aber da hier alles nur frisch gefangen auf den Tisch kommt und somit nur eingeschränkt verfügbar war, hatte ich Pech, denn die Engländer um mich herum hatten sich an ihnen bereits vergriffen. :o(( Jaja, auf Mljet gabs ne ganze Engländer-Invasion… Obwohl ich kein Fan von Spaghetti bin, bestellte ich mir welche, da ich als Alternative zu meinen Muscheln Lust auf Hummer verspürte. Einen ganzen wollte ich mir für mich alleine natürlich nicht bestellen, so mussten also die Hummerspaghettis herhalten. Noch heute, 9 Monate später, träume ich von dieser perfekten Portion Hummerspaghettis und wache sehnsuchtsvoll des Nächtens mit dem Geschmack auf meiner Zunge auf, um dann wieder enttäuscht festzustellen, dass es nur ein Traum war… :o(( Jedes auf der Karte ausgeschrieben Gericht hatte einen stolzen Preis, aber wenn alles dort so fantastisch schmeckt, wie meine Hummerspaghettis, dann dürfen sie diesen auch verlangen. Im Restaurant bestellte ich mir dann auch 1,5 Liter Wasser, da, wie bereits erwähnt, mein Wasservorrat aufgebraucht war und der Tag noch lang werden sollte. Außerdem erkundigte ich mich, ob der Kellner eventuell jemanden im Dorf kennt, der mich mit seinem Boot gegen ein Entgelt auf die gegenüberliegende Seite der Soline-Bucht schippern könnte. Nach einem Telefonat kam ca. 10 Minuten später ein sympathischer älterer Herr, der für die Überfahrt 20 Kuna verlangte. Ich drückte ihm einiges mehr in die Hand, da ich den Preis dafür, dass er extra angerückt war, doch etwas stark zu niedrig gefunden habe, auch wenn er es erst nicht annehmen wollte… Der Blick während der Überfahrt auf das idyllisch an den Inselbergen gelegene Dörfchen war ganz bezaubernd und auch auf der anderen Uferseite imponierte mir das Ganze unwahrscheinlich stark… Meinen Marsch setzte ich erneut in östlicher Richtung fort, um mich am Solinska Glava (Kopf von Soline), dem südlichen Eingang zur Soline Bucht, umzuschauen. Am Südufer war weit und breit kein angeschwemmter Müll vorzufinden, ein weiteres Indiz, dass es am Tage zuvor wehenden Jugo gelegen haben muss. Das glasklare türkis-leuchtendem Wasser faszinierte mich hier noch wesentlich stärker als am Nordufer der Bucht, und in Kombination mit dem Blick auf den Ort Soline war die Märchenkulisse perfekt. Hier und da trifft man auf leicht zugängliche Strandabschnitte, die zum Baden einladen. An der felsigen Küste des Buchteingangs steht ein Kreuz gleich an jener Stelle aufgestellt, an der das leuchtend helle Türkis schlagartig, als wäre es fest auf Papier gemalt, in ein tiefes und kräftiges Azurblau übergeht, aus dem wiederum ein Stück weiter das kleine Inselchen Utrnji Školj hervorschaut. Nach Genießen dieser Kulisse machte ich mich, dieses Mal entlang des Südufers, wieder auf in Richtung Nordwesten zum Soline-Kanal, um den Veliko Jezero zu umrunden…

Bild 1 – 14: Paradies auf Erden – die Bucht von Soline

Bild: Die leckeren Hummerspaghettis – das Foto entstand erst, nachdem ich ein erstes mal zugelangt hatte

Bild 1 – 5: Überfahrt mit dem Boot

Bild 1 & 2: Blick auf Soline

Bild 1 – 12: Unfassbar schöne Farben und Landschaft in der Bucht von Soline

Bild: Blick auf den Soline-Kanal

Bild 1 – 4: Blick vom Soline-Kanal in die Soline-Bucht

Veliko Jezero

Er ist 154 ha groß, hat eine Uferlänge von 9.240 m und ist bis zu 47 m tief. Aufgrund seiner größeren Fläche erwärmt er sich nicht ganz so stark wie der kleine See und erreicht so ca. 26° Celsius. Die wohl größte Sehenswürdigkeit des großen Sees ist wohl die Insel Sv. Marija mit ihrem Benediktinerkloster. Von der Soline-Bucht aus erreichte ich nach gut 40-minütigem Fußmarsch jene nach Süden gerichtete Einbuchtung, in der das Inselchen, vom nur wenige Meter entfernten Ufer, im See schwimmt. Ihre nach Osten gekehrte Seite lässt den Klosterbau jedoch noch nicht mals erahnen, zeigt sich dafür aber von ihrer schönsten vegetativen Vielfalt. Ein Stück weiter trifft man am Ufer  nun vermehrt auf Sitzbänke mit Blick auf das Inselchen und das nun sichtbare Kloster. Zum Ausruhen wolle ich mich jedoch nicht bewegen lassen und so entschied ich mich, trotz qualmender Füße, zum nächsten Aussichtpunkt – Zakamenica genannt – hoch zu laufen. Hier präsentierte sich ein ähnliches Bild wie auf dem Fußmarsch rauf zum Montokuc: Spinnen die mit ihren Weben den Weg blockierten, umgefallene Bäume über die man klettern muss, steinige Pfade die sich in die Fußsohlen bohrten und schweißtreibende Hitze – doch ich wurde für die Strapazen mit dem schönsten Ausblick, den man auf das Inselchen nur haben kann, belohnt. Hier ließ es sich aushalten und so genoss ich doch eine Zeit lang auf einem Stein sitzend das Ensemble. Auch lohnenswert ist ein Blick nach Süden aufs offene Meer. Diese unendliche Weite hat schon was… An diesem Tag blieb es zunächst beim Anschauen des Inselchens vom Ufer und dem Aussichtpunkt aus, erst 2 Tage später startete ich dann meine Tour zur Klostererkundung.

Bild 1 – 5: Spaziergang am Südufer des großen Sees mit dem Inselchen Sv. Marija

Bild: rauf zum Aussichtspunkt Zakamenica…

Bild 1 & 2: …mit kleinen Hindernissen…

Bild  1 – 6: …mit faszinierenden Ausblicken auf die Klosterinsel und das offene Meer

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Bild 1 & 2: Und wieder zurück mit weiterem tollem Blick


Trotz, oder gerade wegen, der kleinen Pausen am Aussichtspunkt Zakamenica, taten mir die Füße noch mehr weh (irgendwie ist das ja meistens so). Jetzt wird natürlich ein jeder Wanderer, der eventuell an einem Tag noch mehr Kilometer zurück legt, schmunzeln, aber jeder der mich kennt, weiß um meine Schuheitelkeit und jeder der mich kennt, weiß von meinen Plattfüßen. Und alle Leser, die mich nur übers Internet kennen, wissen es nun auch… Ja! Ich oute mich als Plattfüßlerin, und als Einlagen- und passendes Schuhwerkverweigerin. Wer von uns ist schon perfekt?! ;o))

Weiter ging es in nordwestlicher Richtung  mit immer wieder schönen Aussichten auf das Dorf Babine Kuće, vorbei an dem auf einer Halbinsel gelegenem und gerade mal aus einem einzigen Haus bestehendem Ort Njivice (Dort war vor dem zweiten Weltkrieg das Hotel Jezero bis 1936 ansässig), zu meinem nächsten Etappenziel – dem Kanal zwischen dem Malo und Veliko Jezero. Anders als ein paar Tage zuvor, als ich den Malo Jezero erstmals besuchte, waren an diesem Tag mehr Leute unterwegs. Einige schwammen im See, andere machten sich aufbruchbereit oder genossen das Idyll sitzend am Seeufer, während wieder andere mit ihren geliehenen Kanus durch die Gegend paddelten. Das Nordufer des großen Sees war somit erreicht und ich setzte meinen Rundgang wieder in südöstlicher Richtung fort. Teilweise zogen sich die Strecken wie Kaugummi, dabei war ich wirklich mittlerweile fertig mit der Welt. :o)) Zu allem Überlfuss ging mir dann auch noch der Reißverschluss meines, als Kosmetiktasche getarntem, Rucksackes kaputt. Meterhohe Agaven begleiten einen am Wegesrand, bald wird der Blick auf die Klosterinsel frei, die von  hier jedoch weit entfernt aussieht. Boote brachten die Touristen von der Insel zurück zum Ufer und starteten ihre nächste Runde mit den nächsten neugierigen Besuchern… The Circle of Mljet!

Bild 1 – 5: Entlang des Südufers mit Blick auf Babine Kuće und vorbei an Njivice

Bild 1 – 3: Am Verbindungskanal zwischen Veliko und Malo Jezero

Bild: Impressionen des Nordufers

Bild 1 & 2: Blick auf Njivice

Bild: Die Klosterinsel in Sicht

Babine Kuće

Die wohl bekannteste und bedeutendste am großen See gelegene Siedlung ist Babine Kuće. Die Familie Vojvoda gründete das Dorf Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Ausblick auf den Veliko Jezero und die Klosterinsel ist von hier aus besonders schön und so verwundert es nicht, dass sie sich ausgerechnet für diese Stelle, zur Dorferbauung,  entschieden haben. Im Ort, direkt an der palmengesäumten Promenade, befindet sich das Restaurant/Eiscafe Mali Raj, es gibt idyllische von viel Zierblumen geschmückte Pensionen. Alles ist hier im Einklang mit der Natur und dem mediterranen Lebensgefühl. Nach ca. 18 in glühender Hitze zurückgelegten Kilometern, beendete ich qualmenden Fußes den heutigen Tag mit meinem Besuch von Babine Kuće. Über Pristanište gings dann wieder bergauf rauf zum Parkplatz…

Pristanište

Das von Babine Kuće etwas mehr als ein Kilometer östlich gelegene Dorf, wir durch eine Zufahrtsstraße (nur für Einwohner und Übernachtungsgäste per PKW passierbar) mit dem Nationalparkparkplatz verbunden (ebenfalls ca. 1 Kilometer Fußweg) und ist sitz der Nationalparkverwaltung. Von hier aus fährt auch eins der Fährboote zur Insel Sv. Marija über. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Fährboot im Westen des Veliko Jezero, kurz hinter dem Verbindungskanal zwischen großem und kleinem See gelegen, zu nutzen. Eine Überfahrt ist im Eintrittspreis (90 Kuna) des Nationalparks inkludiert.

Bild 1 – 7: Das hübsche Babine Kuće

Bild 1 & 2: Pristanište

Klosterinsel Sv. Marija

Zwei Tage nach meiner großen Nationalparkwanderung war es dann an der Zeit mir endlich mal das Inselchen näher anzusehen. Also auf nach Pristanište und von dort mit der kleinen Fähre rüber zum Kloster. Wie zu erwarten boten sich bei der Überfahrt hübsche Ausblicke an. Der Anblick des Klosterbaus versetzte mich auch gleich wieder in Verzückung – für mich der hübscheste außerhalb von Dubrovnik.

Eine Legende erzählt, dass ein König seinen Sohn so sehr verschmähte, dass er ihn auf das Inselchen Sv. Marija verbannte. Voller Furcht sah der Sohn seinem schrecklichen Schicksal entgegen, stellte jedoch fest, dass sein Vater ihn ins Paradies schickte, denn die Üppigkeit der lieblichen und fruchtbaren Insel begeisterte ihn. In einer Muschel sandte er all die Früchte, die auf der Insel wuchsen, zu seinem Vater. Voller Zorn erkannte der König nun, dass er seinen Sohn offenbar nicht bestraft, sondern gar belohnt hatte. Er sandte ihm die Früchte, die er zuvor vergiftet hatte, mit schönen Grüßen zurück…. Irgendwie grausam!! :o((

Als Fürst Desa von Zahumlje 1151 die Insel Mljet den italienischen Benediktinern der Hl. Maria von Pulsano schenkte, bauten sie in der Zeit von 1177 – 1198 die Kirche samt Kloster der Hl. Maria auf dem Inselchen inmitten des großen Sees. Nach Festung der Feudalherrschaft auf der gesamten Insel, begann das Kloster seine Besitztümer auf benachbarte Gebiete und Inseln (wie Koula oder Pelješac) auszuweiten. Dabei verbreiteten sie nicht nur ihre Schriftkundigkeit und Kultur, sondern waren dafür verantwortlich, dass sich der Wein- Oliven- und anderer Nutzpflanzenanbau kultivierte. Das Kloster wurde Heimat für viele wichtige Persönlichkeiten aus dem heimischen Kulturkreis, meist Adelige aus Dubrovnik. Darunter auch einer der bedeutendsten Dichter der Stadtrepublik namens Mavro Metranović, sowie Mavro Orbin, welcher als der erste Verfasser der Geschichte der slawischen Völker gilt. Aber die wohl bekanntesten waren wohl Anzelmo Banduri, erster Erforscher der byzantinischen Geschichte, sowie Ignjat Đurđević, der letzte bedeutsame Dichter seiner Zeit und Weiterentwickler der kroatischen Sprache. Beide lebten Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts als Mönche in dem Kloster.

 

Bild: Fährfahrt zur Klosterinsel – Blick zurück auf Pristanište

Bild 1 – 3: Fährfahrt zur Klosterinsel – wir nähern uns dem Ziel

Einst im Stil der apulischen Romanik errichtet, zeigt sich der Gebäudekomplex heute, nach mehreren Umbauten, im mit barocken Elementen verzierten Renaissancestil. Eine alte Inventarliste vom 09. August 1498 bezeugt den damaligen Reichtum des Klosters. Es gab Unmengen an aus Silber und Gold, im Stil der Romanik und Gothik, gefertigten Kunstwerken, die jedoch verloren gingen. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Kirche um einen weiteren Wehrturm erweitert. Dieser trägt das Wappen der Familie Gundulić. Von 1645 – 1669, in der Zeit des Kandischen Krieges, musste das Kloster herbe Rückschläge erleiden und verlor an Glanz. Aus Schutz vor türkischen Angreifern und der Piraten, befestigten die Benediktiner das Kloster verstärkt und verkleinerten die Fenster.

Meine Besichtigung startete ich mit einem kurzen Blick auf den Kreuzgang. Dieser war leider wegen Ausgrabungsarbeiten gesperrt, was ich unglaublich schade gefunden habe, also schaute ich mich gleich im Inneren der Kirche um. Der einschiffige im Stil der Romanik errichtete Bau ist ein einzigartiges Architekturdenkmal. Über die Treppe gelangt man zur arkadenverzierten Terrasse. Rechterhand der Zugang zum, wie bereits erwähnt, momentan geschlossenen Kreuzgang, linkerhand zur, wie ich sie nenne, Laufstegterrasse, geradeaus direkt in den Vorraum der Kirche. Sehr beeindruckend fand ich den dreiteiligen Altarraum.

Das Inselchen bietet viele Spaziermöglichkeiten am Ufer entlang, aber auch quer über die Insel. Neben der wunderschönen Vegetation, der sagenhaft schönen Landschaft, dem in verschiedenen Farben schimmerndem Wasser, kann man auch noch zwei weitere kleine uralte Kapellen entdecken, über die ich im Detail leider nichts rausfinden kann. Und wenn sich der Magen zu Wort meldet, nimmt man einfach im „Restaurant Melita“ platz und genießt bei paradiesischer Atmosphäre eine hervorragende Mahlzeit. Ich habe mich hier mit einer Muschel-Buzara verwöhnt, die, außer dass sie ein wenig zu viel Salz abbekommen hatte, wirklich hervorragend geschmeckt hat. Es war das vierte mal, dass ich alleine reiste, aber dennoch war ich nie einsam, denn wie nur allzu oft, hatte ich auch jetzt wieder einen Gesprächspartner (damit jetzt nicht der falsche Eindruck entsteht: wirklich brauchen tu ich das nicht, aber ich will ja auch nicht unhöflich sein). Der Besitzer, so hörte es sich zumindest an, denn tiefer nachgebohrt hatte ich nicht, fand sich zu mir am Tisch ein und bittete darum Platz nehmen zu dürfen. Die Gesprächsthemen sind meist die gleichen! Er war wirklich nett, auch wenn ich gestehen muss, dass ich ihm, während er von sich selbst erzählte, nicht wirklich zugehört habe, denn irgendwie war ich wie verzaubert – fast in einem Trancezustand (natürlich nicht wegen ihm). Allerdings hätte ich ohne ihn mein Boot zurück verpasst, denn nach dem Essen setzte ich mich ans Ufer an der Promenade nordwestlich des Restaurants, welches sich ja gleich am Fähranleger befindet, und ließ meine erschöpften Füsse über dem Wasser baumeln. Dabei war ich so entspannt und träumte vor mich hin, dass ich die Ankunft des Fährböötchens, welches quasi vor meiner Nase zum Anleger vorbei fuhr, gar nicht bemerkte. Da ich ihm zuvor mein Vorhaben mitteilte, registrierte er die Situation, kam zu mir rüber gelaufen und rüttelte mich aus meinen Träumen…

Mit den nachfolgenden Bildern zur Klosterinsel endet nun auch der erste Teil meiner Mljet-Reise! Leider ist die Klosteranlage nicht in ihrem besten Zustand, ich hoffe, dass man in naher Zukunft alles ein wenig mehr gepflegt wird, als es derzeit der Fall ist.  Zu guter Letzt habe ich noch in eine Karte meine Wanderroute mit eingezeichnet. Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt und dass ich euch auch zum 2. Teil begrüßen darf…

Bild: Ziel erreicht…

Bild: Treppe rauf zur Kirche

Bild: Arkadengeschmückte Terasse

Bild: Tür zum Kreuzgang

Bild 1 & 2: Der Kreuzgang

Bild 1 & 2: Ausblick von der Laufstegterrasse

Bild: Ausblick von der Laufstegterrasse

Bild 1 – 4: in der Kirche der hl. Maria

Bild 1 – 15: Impressionen rund um das Inselchen

Bild 1 – 3: Am Restaurant Melita

Karte Nationalpark

(Kartenquelle: www.takeadventure.com)

Ende Teil 1 – weiter zu Teil 2 oder Teil 3

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