Jeder der aus dem Norden des Landes per Landweg nach Dalmatien anreist, kennt diese Gegend. Eine Gegend in der das mächtige südliche Velebitmassiv ins Meer stürzt und einen engen Kanal mit der im äußersten Norden Dalmatiens liegenden Halbinsel Ravni Kotari bildet, den so genannten Velebit-Kanal. Ihm schließt sich eine Meerenge an, die das Binnenmeer Novigradsko More mit der Adria verbindet. Und genau diese Meerenge wird von der wohl berühmtesten Brücke des Landes überspannt, der…

Maslenica-Brücke

Sie ist 60 m hoch und 300 m lang (Bogenspanne 155m), errichtet wurde sie im Jahre 1961. Die Brücke  ist ein bedeutendes Nord-Süd-Nadelöhr, das jedem Dalmatienreisendem, sowie den Einheimischen, ein erhebliches Zeitersparnis in Richtung Landesinnere, oder umgekehrt zur Küste hin, zugute kommen lässt. Die Meerenge von Maslenica, erinnert stark an einige Flüsse Dalmatiens. Man glaubt in einen Fluss-Canyon zu schauen. Blickt man nach Süden, schaut man aufs Novigradsko More, das wie ein großer See wirkt. Am Nordöstlichen Ufer liegt der Ort Maslenica, nach dem die Brücke und der Kanal benannt wurden. Einen Besuch statteten wir dem Örtchen nicht ab, da es rein aus Neubauten besteht und nichts Interessantes zu bieten hat.

Bild 1 & 2: Die alte/neue Maslenica-Brücke

Bild: Der Canyon

Bild: Blick auf den Ort Maslenica

Bild: Das Novigradsko More

Bild 1 & 2: auf der Brücke

Schaut man in Richtung Osten entdeckt man die an eine Krone erinnerden Felsformationen des Tulove Grede (Mali Alan/Velebit), während man im Norden die zweite Brücke, jene die seit einigen Jahren die Autobahn über die Meerenge führt, erblickt. Dahinter das gigantische Velebitmassiv.  Nach Westen schaut man auf Ravni Kotari, eine landwirtschaftlich genutzte flache Halbinsel hinter Zadar, die über die genannten Brücken mit dem gebirgigen Festland verbunden wird.

Bild 1 & 2: Im Osten der Tulove Grede

Bild 1 – 3: Die neue/alte Masenica-Brücke, sowie die Autobahnbrücke, dahinter das südliche Velebit-Gebirge

Die für den Verkehr strategisch wichtige Maslenica-Brücke wurde im letzten Krieg, während heftiger Kämpfe, am 21.11.1991 zerstört, wodurch die Region Zadar mit der Halbinsel Ravni Kotari größtenteils vom Rest des Landes abgeschottet wurde. Der Verkehr wurde anschließend über eine Ponton-Brücke geführt, die am 18.07.1993 freigegeben wurde. Im selben Jahr begann man bereits mit dem Bau der neuen Brücke, die jedoch weiter nördlich die Meerenge überspannen sollte. Im Jahre 1997 wurde diese für den Verkehr freigegeben, jedoch  2003 in die neue Autobahn A1 implementiert.

Dies führte bei den Einheimischen zu Protesten, da diese es verständlicherweise nicht einsehen wollten eine Autobahnmaut zur Überquerung der Brücke entrichten zu müssen. Infolge dessen, startete im Jahre 2004 der Wiederaufbau der neuen „alten“ Maslenica-Brücke. Diese wurde am 17.06.2005 für den Verkehr freigegeben. Heute ist sie jedoch nicht mehr das Verkehrnadelöhr, sondern eher eine Attraktion, und wird lediglich für den Regionalverkehr genutzt. Die verkehrsstrategisch wichtige Aufgabe des Nord-Süd-Verkehrsstromes hat nun die benachbarte Autobahnbrücke übernommen.

Übersichtskarte Ravni Kotari mit Novigradsko und Karinsko More

(Quelle: www.davorkrtalic.com/Turizam/dk_zadar.jpg)

Die ersten Impressionen oben wurden Abends von mir festgehalten. Ich empfand die Meerenge jedoch bei hohem Sonnenstand noch beeindruckender.

Bild 1 – 6: Impressionen vom Tage

Nach Überqueren der Brücke führt die Magistrale westwärts in Richtung Zadar. Hier im Süden wird die Halbinsel Ravni Kotari eben vom Novigradsko More begrenzt. Posedarje ist schließlich der erste größere Ort der sich ankündigt, welcher jedoch eine eigene Informationsseite erhalten wird, und ich aus diesem Grund, an dieser Stelle nicht näher auf ihn eingehe.

Hinter Posedarje in Richtung Zadar, bietet sich die Gelegenheit an einer Kreuzung die Richtung Süd einzuschlagen. Die Straße führt am westlichen Ufer des Binnenmeeres entlang, wechselt ihre Richtung nach einer Weile schließlich nach Ost, und erreicht das Städtchen am Südufer gelegen, welches dem Binnenmeer seinen Namen verdankt.

Novigrad

Am Ortseingang empfiehlt es sich nicht gleich die Zufahrtsstraße zur Altstadt zu wählen, sondern weiter der Straße ostwärts zu folgen. Novigrad liegt in einer kleinen fjordähnlichen Bucht. Die Straße führt oberhalb gegenüber der Altstadt entlang. Die Sicht auf die Stadt wird allerdings durch industriell genutzte Gebäude versperrt. Ganz unscheinbar zwischen einer dieser Gebäude und dem weiter hinter liegendem Friedhof, kann man einen „Trampelpfad“ entdecken, der einem zu einer Aussichtplattform bringt.

Da ich bereits im Vorfeld wusste, dass es hier sowas wie einen Aussichtspunkt geben muss, haben wir natürlich speziell danach Ausschau gehalten, ihn aber zunächst nicht finden können. Am Friedhof fragte ich eine alte nette Dame, die mir natürlich sofort die Auskunft geben konnte, die für mich wichtig war. Also, wer auch zu dieser Aussichtsplattform gelangen möchte, sollte anhand meiner Beschreibung bescheid wissen.

Zu sehen gibt es die komplette hübsche Altstadt von Novigrad, deren Häuser sich an den gegenüberliegenden Hang der Bucht, bis zur über der Stadt thronenden Festung, hinaufziehen. Der Blick reicht aber auch über das Novigradsko More zur Maslenica-Brücke und der Zrmanja-Mündung, sowie auf das südliche Velebitgebirge.

Bild 1 & 2: Die Flussähnliche Bucht von Novigrad

Bild: Blick auf die Brücken von Maslenica

Bild: Die Festung – im Hintergrund der Tulove Grede



Bild 1 – 5: Die Aussichtsplattform mit Blick auf Norvigrad

Informatives…

Novigrad zählt 2.368 Einwohner und wurde erstmals im 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Einst war sie eine strategisch wichtige, gut befestigte Stadt, wovon die Festungsanlagen auch heute noch zeugen. Im 13. Jahrhundert lies der Fürst Gusići-Kurjakovići die Festung über den Dächern der Stadt erbauen. Nach dem Tod des kroatisch-ungarischen König Ludwigs I. von Anjou wurde die königliche Witwe Elisabeth in der Novigrader Festung, zusammen mit ihr Tochter Maria, gefangen gehalten. Der aus dem Hause Luxemburg stammende und nach der Krone trachtende König Sigismund, zwang zu allem Übel Maria zur Heirat, während man ihre Mutter im Jahre 1387 erdrosselte. Die Königin Elisabeth webte der Überlieferung nach einen kostbaren Brokatumhang. Diesen schenkte sie jenen Frauen, die die letzten Stunden vor ihrem Tode mit ihr verbrachten. Heute wird dieser Umhang in der nahe gelegenen altkroatischen Kirche Sv. Martin aufbewahrt.

Der in Zadar zum Gegenkönig gekrönte Ladislaus von Neapel, verkaufte Dalmatien, zusammen mit Novigrad und Zadar, für 100.000 Golddukaten an Venedig. Von Novigrad aus eroberte nun die Stadtrepublik das von den Türken geschwächte Dalmatien. Der Rest gleicht der Geschichte anderer dalmatinischer Städte. Im Kroatienkrieg Anfang der 90’er wurde Novigrad stark in Mitleidenschaft gezogen.

Nach genießen der schönen Aussicht ging es wieder zurück und über die Zufahrtsstraße rein nach Novigrad. Den Wagen stellten wird gleich am Park zu Beginn der Altstadt ab.  Große Sehenswürdigkeiten hat Novigrad nicht vorzuweisen, dafür aber ne Menge Atmosphäre mit atemberaubend schöner Landschaft und wunderbaren Möglichkeiten zum Spazieren. Gleich vor dem Park steht das hübsche in rot gefärbte Rathaus. Hier endet auch die fjordähnliche Bucht, bzw. der Hafen. Man hat das Gefühl Novigrad liegt an einem Fluss. Tatsächlich mündet hier sogar der kleine Bach Draga in den Meeresarm.

Bild: Das Rathaus

Bild 1 & 2: Häuseridyll


Bild 1 – 5: Die Promenade

Zunächst spazierten wir ein wenig der Promenade entlang, um dann am breiten Treppenaufgang an der Pfarrkirche Sv. Marija zu den  höher gelegenen Gassen zu gelangen. Oberhalb der Kirche muss es auch einen Weg geben, der einen zur Festung führt. Mehr als einen sehr unsicher ausschauenden Trampelpfad konnten wir allerdings nicht entdecken. Die Aussicht wird von dort Oben fantastisch sein. Naja, das nächste mal… ;o))

Durch eine Art Stadttor in der Festungsmauer stürtzten wir uns nun ins obere Gassengewirr, welche zu diesem Zeitpunkt teilweise restauriert wurden. Viele Menschen haben wir hier nicht antreffen können. In Novigrad wirkt alles noch sehr ursprünglich. Der große Touristenanlauf hat hier definitiv noch nicht Einzug gehalten. Ich kann mich an ganze zwei Cafes erinnern, die geöffnet hatten.

Bild 1 – 5: Die Kirche Sv. Marija


Bild 1 & 2: Treppenaufgang

Bild 1 – 4: Am Stadttor

Bild 1 – 8: In den Gassen der Stadt

In einigen Reiseführern kann man über Novigrad lesen, dass von hier aus gerne Raftingtouren auf der Zrmanja organisiert werden. Tatsächlich wollten wir an einer Schifffahrt auf dem schiffbaren Teil des Flusses teilnehmen, was zunächst aussichtslos schien. Weder das Personal im Cafe, in dem wir einkehrten, noch einer der Fischer konnte mir dazu Auskunft erteilen.

Im nächsten Cafe fragten wir zwei Frauen. Eine dieser Frauen hätte uns tatsächlich eine Tour organisieren können, allerdings von Posedarje aus. Das Rumtelefonieren ging los, sie war wirklich unglaublich bemüht uns zu helfen. Eine 100% zugesicherte Auskunft erhielten wir zunächst nicht! Ein Freund von ihr würde sich aber darum kümmern und für uns was organisieren. Ich gab ihr meine Handynummer,  da sie sich bei mir melden wollte, sobald sie bescheid wüsste. Zum Dank ließen wir natürlich ein Kaffee und ein paar weitere Getränke springen. Sie rief mich tatsächlich am späten Nachmittag an, jedoch hatte es sich zu diesem Zeitpunkt bereits erledigt. Ich freue mich doch jedesmal über die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die mir im Heimatland meiner Eltern, immer wieder entgegen gebracht wird.

So verabschiedeten wir uns von diesem schönen, kleinen und ruhigen Städtchen. Und da ich ja immer wieder mein Herz an diese kleinen, hübsche Charakterorte verliere, wünsche ich Novigrad, dass es sich eines Tages wie Aschenputtel herausputzt. Es ist jetzt schon so schön! Wie schön wäre Novigrad erst, wenn die Häuser und Gassen alle restauriert wären und im frischen Glanz erstrahlen, als auch die Festung rekonstruiert werden würde. Aber wie meist, fehlt eben das Geld.

Daten und Fakten zum Novigradsko More

Das Novigradsko More ist das größte Binnenmeer Kroatiens und 28,65 km² groß. Von West nach Ost dehnt es sich über 11 km, von Nord nach Süd über 4,8 km, aus. Die Küste ist 29,7 km lang, während es an der tiefsten Stelle 38 Meter tief ist. Der Fluss Zrmanja mündet im Osten in das Novigrader-Meer, während sich im Südosten das kleine Meer von Karin, ein weiteres Binnenmeer, anschließt.


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