Koulas Westen und Mitte haben wir in den zwei vorangegangen Teilen kennen lernen dürfen. Teil 2 endete mit der Besichtigung des kleinen Städtchens Račišće, welches sich in einer Bucht an der bereits ziemlich mittigen Nordküste der Insel ausbreitet. Der nächste Ort westlich des Städtchens ist Babina (siehe Teil 1), welchen man jedoch lediglich über Blato erreicht, da die Straße in Račišće endet, und somit keine Verbindung von hier aus nach Babina besteht. Zwischen den beiden Ortschaften ist nur unberührte Küstenlandschaft vorzufinden. In Teil 3 möchte ich euch den Osten Koulas vorstellen. Zurück auf der Straße die Račišće mit Kna verbindet, folgen wir der selbigen hinter Kna nun weiter ostwärts und erreichen so…

Žrnovska Banja

Erst um 1970 entwickelte sich diese kleine touristische Siedlung, als die Einwohner des im Inselinneren gelegenen Städtchens Žrnovo, die von ihr unterhalb gelegene Bucht, zu Erholungszwecken, mit Wochenendhäusern bebauten. So erklärt sich auch der Name, denn Žrnovska Banja bedeutet zu deutsch soviel wie „Spa/Bad (kro.: banja) von Žrnovo“. Die Häuser sind, wie man ja bereits aufgrund der späten Ansiedlung vermuten kann, neueren Datums, allerdings ist es – anders als in Zavalatica oder Prižba- ganz hübsch. Landschaftlich ist die Bucht eine Wucht, so verwundert es nicht, dass sich durchaus Spuren aus illyrischen und antiken Tagen auch hier finden lassen. Die ganze Schönheit, lässt sich am ehesten aus der Vogelperspektive erhaschen, wozu man in diesem Fall noch nicht mals Flügel benötigt. Gleich hinter Žrnovska Banja schlängelt sich jene Straße die Inselhügel hoch, welche den kleinen Küstenort mit Žrnovo verbindet, und zusammen mit der Straße von Pupnat nach Kna, die wirklich schönsten Panoramen auf den Pelješki Kanal freigibt. Östlich von Žrnovska Banja trifft man auf die kleine Ortschaft Medvidnjak, welche gleich an Koula-Stadt grenzt.

Bild 1 – 12: Impressionen aus Žrnovska Banja

Bild: Medvidnjak

Bild: Medvidjnak mit Blick auf das Dominikanerkloster auf Pelješac

Bild: Medvidjnak mit Blick auf das Dominikanerkloster der Inselhauptstadt

Bild 1 – 12: Tolle Aussichten auf der Straße von Žrnovska Banja hoch nach Žrnovo

Žrnovo

1.296 Menschen leben in dem Dorf, welches sich über eine sehr große Fläche im Osten des Inselinneren ausbreitet. Wichtigster Sohn Žrnovos ist der Schriftsteller und Akademiker Petar Šegedin, der hier im Juli 1909 geboren wurde. Von 1928 -1937 war er als Lehrer unter anderem in Kula Norinska (Neretva-Delta), Koula-Stadt und zuletzt in Zagreb, tätig. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er Geschäftführer der Matica Hrvatska und Vorsitzender des Verbandes kroatischer Schriftsteller, während er von 1956 – 1960 an der Jugoslawischen Botschaft in Paris zu kulturellen Zwecken tätig war. Im Anschluss lebte er als freier Schriftsteller und als ordentliches Mitglied der Akademie in Zagreb. Aufgrund seiner kroatisch-natinalistischen Einstellung, war er dem jugoslawischen Regime nach der Niederschlagung des „Kroatischen Frühlings“ ein Dorn im Auge. Petar Šegedin war einer der Mitbegründer der HDZ (kroatisch demokratischen Gemeinschaft) und starb 1998 in Zagreb. Neben Petar Šegedin ist Žrnovo aber auch für seinen Tanz bekannt:

Der Moštra

Der Moštra wird ausschließlich in Žrnovo (Postrana) getanzt und ist dem Kumpanija, der in Vela Luka, über Blato und Smokvica, bis nach Čara aufgeführt wird, fast identisch. Zu früherer Zeit endete der Moštra mit der „Schlacht der Rindkopfes“ (ähnlich wie das Enthaupten einen Stieres beim Kumpanija), welcher Heute – verständlicher Weise – nicht mehr aufgeführt wird.

Žrnovo verfügt außerdem über eine Steinmetzschule, sowie eine Vielzahl an Wanderwegen, die durch das geschützte Naturreservat Kočje, westlich von Žrnovo gelegen, führen. Hier finden sich große Dolomitfelsen, welche von Tunnel und Höhlen durchzogen, und von den Einheimischen scherzhaft, aufgrund ihrer Form, „Hühner“ genannt werden. Man trifft auf uralte Steineichen und auf die sogenannte Vilin-Mulde, welche immer wasserdurchtränkt ist. In Žrnovo gibt es auch eine Vielzahl von Kirchen, die sich auf die einzelnen Weiler aufteilen. Das Städtchen besteht aus insgesamt 4 voneinander abgegrenzten Weilern:

Brdo

Am Ende jener Straße, die Žrnovska Banja mit Žrnovo verbindet, steht man gleich vor einer kleinen Kreuzung. Biegt man rechts ab, klettert die Straße weiter in die Höhe und man erreicht die Siedlung Brdo, von der aus sich ein weiter Blick nach Süden über die anderen Ortsteile Žrnovos bietet. Hier steht auch die Crkva Sv. Antun von 1897. Mehr als das Entstehungjahr ist jedoch nicht rauszubekommen.

Bild 1 – 2: Ankunft in Žrnovo – Ende der Panoramastraße

Bild: In Brdo – Crkva Sv. Antun

Bild 1 & 2: In Brdo

Prvo Selo

Biegt man an der Kreuzung nicht nach rechts ab, sondern folgt der Straße weiter geradeaus, passiert man die Siedlung Prvo Selo. Hier trifft man auf die Kirche Mala Gospa, welche im Jahre 1458 von der Familie Baničević auf den Fundamenten einer Vorgängerkirche aus dem 10./11. Jahrhundert errichtet wurde. Man trifft auf ein Denkmal, sowie eine der wohl interessantesten Kirchenbauten, die ich bisher in Kroatien gesehen habe – die Crkva Sv. Mihovila. Sie wurde in den Ruinen einer größeren ausgebrannten Vorgängerkirche errichtet, da es den Bewohnern untersagt war an selber Stelle eine neue zu erbauen. Irgendwie ist die Geschichte jedoch nur schwer glaubwürdig, da die kleine Kapelle wesentlich älter wirkt, als die Mauern der angeblichen Vorgängerkirche, die um sie herum stehen. Die kleine Kapelle Sv. Mihovil stammt aus dem Jahr 1329, und wurde 1722 erneuert.

Bild: Kirche Mala Gospa

Bild: Denkmal

Bild 1 – 4: die sonderbare Kapelle Sv. Mihovil

Bild 1 & 2: Gassen von Prvo Selo

Kampuš

Südlich von Prvo Selo folgt eine große Kreuzung mit einer auf der Insel selten vorkommenden Ampelanlage. Hier kreuzt sich die alte Inselstraße mit der breiten neuen Hauptroute, die die einzelnen Weiler Žrnovos umfährt, während sich früher der gesamte Verkehr der Insel durch die einzelnen kleinen Siedlungen durchzwängte. Folgt man der alten Inselstraße, trifft man auch gleich auf den Weiler Kampuš, mit der wichtigsten und schönsten Kirche Žrnovos, namens Sv. Martin, die im Jahre 1329 fertiggestellt wurde. Einst übernahm die heutige Friedhofskirche Sv. Vid außerhalb des Ortes diese Rolle. Nachdem diese zu klein wurde, und es keinerlei Möglichkeit der Erweiterung gab, wurde der Bau zur neuen Pfarrkirche begonnen, die jedoch über die Jahrhunderte immer wieder vergrößert werden musste. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im Jahre 1678, während sie zuletzt  1913 erweitert wurde.

Sv. Martin ist nicht nur die wichtigste Kirche Žrnovos, sondern auch eins der schönsten Fotomotive des Inselostens. Folgt man nämlich der neuen Inselstraße nach Pupnat, erhascht man geniale Ausblicke auf die zypressengeprägte Landschaft, aus der der Glockenturm Sv. Martins rauslugt, während im Hintergrund Pelješacs Sv. Ilija gewaltig in den Himmel ragt. Ein Traum…

Bild 1 – 5: In Kampuš

Bild 1 – 3: Die Crkva Sv. Martin

Bild: Das Pfarramt

Bild: Landschaft um Kampuš

Bild: Blick auf Kampuš

Bild: auf der Straße nach Pupnat mit Blick auf die zypressengeprägte Landschaft, den Glockenturm Sv. Martins, sowie den Sv. Ilija

Postrana

Der letzte und südlichste Weiler Žrnovos ist Postrana. Von der neuen Inselstraße aus ergibt sich ein schöner Blick auf die Siedlung, deren Häuser an dem 250 m hohen Bilušin Vrh kleben. Steile Stufen führen einen in den Siedlungskern und zur Kirche Sv. Roko, die am nördlichen Rande des Weilers auf einem gepflastertem Platz mit alten Bäumen, die man hier Koštili nennt, steht. Der Blick reicht über Kampuš, Prvo Selo und Brdo, bis auf den Westen Pelješac’s. Auf diesem Platz wird an jedem 15. August der Moštra getanzt. Spaziert man durch die engen Gassen, trifft man auf das prächtige Kastell der Familie Baničević. Die Aufschrift auf dem Wappen erinnert an das wichtigste Familienmitglied Jakov. Er lebte im 16. Jahrhundert und war ein bekannter europäischer Humanist und Freund des Erasmus von Rotterdam.

Bild: Blick auf Postrana

Bild: Steinmetzkunst

Bild: Rein in die Gassen

Bild: die Kirche Sv. Roko

Bild 1 & 2: Blick vom Kirchenvorplatz

Bild 1 & 2: In den Gassen Postranas

Bild 1 & 2: Kastell der Familie Baničević

Bild 1 – 4: in den Gassen

Am südlichen Ende Postranas weisen eine Vielzahl von hölzernen Wegweisern auf ein wahres Netzwerk an Sträßchen hin, die sich entlang der steilen Südostküste der Insula hinab zu den Buchten schlängeln. Der östlichste Weg führt einen runter zur hübschen Uvala Rasohatica, traumhaft dabei – wie könnte es anders sein – der Blick auf Pelješac, den Pelješki Kanal mit seinen kleinen Inselchen, sowie das Städtchen Lumbarda. Kurz vor erreichen der Bucht geht es vom asphaltierten Sträßchen über zu von dickster Macchia und hochgewachsenen Bäumen umgebenem Makadam, es wird sehr eng. Prompt, genau an dieser engen Stelle, kommt mir auch noch ein größerer Pick-Up entgegen und ich durfte erstmal wieder ein Stück rückwärts die Straße hoch fahren… Rasohatica lockt mit glasklarem Wasser und ein paar Häusern, auch Appartments werden hier für einen wirklich sehr ruhigen Urlaub angeboten. Einkehrmöglichkeiten sind genauso wenig vorhanden, wie solche zum Einkaufen. Wer hier seinen Urlaub verbringt, weiß sowas aber, und wird wohl dementsprechend darauf eingestellt sein. Einige der Bilder zur Südostküste habe ich leider versaut…. eventuell lag es daran, dass ich gesundheitlich etwas angeschlagen war, deswegen werde ich sie aber trotzdem hier einstellen.

Bild 1 – 4: Von Postrana in die Uvala Rasohatica – Blick auf Pelješac und Lumbarda

Bild 1 – 8: Von Postrana in die Uvala Rasohatica – Blick auf Pelješac und Lumbarda

Bild 1 – 4: Uvala Rasohatica

Folgt man vom Ausgangspunkt aus einem der mittleren Sträßchen, so führt diese durch zauberhafte Weinkulturlandschaften, während im Hintergrund die Insel Mljet im tiefen Blau der Adria schwimmt. Hunderte von in Steinmauern gehaltene Weinterassen schmiegen sich stufenartig an den Hängen der Berge. Zwischendrin die kleinen zauberhaften Natursteinhäuser, die den Landwirten während der Erntezeiten zum nächtlichen Unterschlupf dienten. Und obwohl von Menschenhand geschaffen, wirkt es doch so natürlich und zur Landschaft zugehörig, als hätte Mutter Natur von ganz allein diese landwirtschaftlichen Kunstwerke geschaffen. Die Straße endet an einem Haus am Rande einer solchen Weinanbaufläche (auf Bild Nr. 9 ist diese Fläche von oben fotografiert). Zwischen den Terassen hoch über dem Meer spazierte ich umher, dabei wurde der Blick frei auf die Bucht Pavja Luka mit ihren paar Häusern.

Bild 1 – 13: auf dem mittleren Sträßchen umgeben von unzahligen Weinterassen und dem Blick auf die Insel Mljet

Bild 1 – 4: Spaziergang auf einer Weinterasse

Bild 1 – 4: Blick auf Pavja Luka

Das westlichste der kleinen von Postrana ausgehenden Sträßchen, geht schon sehr schnell in angenehm befahrbaren Makadam über. Auch hier das selbe Bild – steile von Weinterassen gezierte Hänge, Natursteinhäuschen und Häuser, denn Menschen mit Geschmack und dem nötigen Kleingeld haben sich mitten in die Terassen auch großzügige Domizile errichtet. Die Straße schlängelt sich zwischen den Bergen, die die Sicht aufs Meer versperren, immer weiter hinab, doch leider wurden sie auch immer schlechter, und so passierte es erneut, dass ich öfters mal den Wagen aufsetzte. Die Steine waren auch wirklich oft sehr groß und spitz, so dass auch schonmal das Lenkrad wegrutschte. Da ich zwei Tage zuvor in der Bucht Žitna bei Zavalatica auf eben so einer Straße stecken blieb, hielt ich zunächst an und überlegte ob ich weiterfahren würde, oder doch lieber umkehren sollte. Ich tendierte zum Weiterfahren, wollte auf meinem iPhone jedoch in Google-Maps nachschauen, was ich noch ca. an Strecke vor mir habe, um das Ziel, die Bucht Orlanduša, zu erreichen. Der Blick aufs iPhone war vergebens, denn ich hatte keinen Empfang, und so entschied ich vorsichtshalber doch den Rückweg anzutreten. Aber wie wenden??? Gar nicht! Ich fuhr die Strecke nen geschätzten Kilometer wieder bergauf rückwärts hoch. In den nachfolgenden Tagen verdaute ich dann aber wieder den Schreck von Žitna, und wurde auch wieder mutiger.

Bild 1 – 13: Auf den Weg zur Bucht Orlanduša

Zu Hause in Deutschland, habe ich mich dann sowieso ganz schnell vergewissert, ob ich was Großartiges verpasst haben sollte. Orlanduša ist eine kleine Bucht mit Kiesstrand, wie viele andere Buchten sehr hübsch, aber nicht ansatzweise so hübsch, wie die nachfolgende…

Bačva

Um Bačva zu erreichen folgt man der Inselhauptstraße von Žrnovo in Richtung Pupnat. Nach einigen Kilometern (ca. nach 2/3 der Strecke Žrnovo-Pupnat) macht einen ein buntes Schild auf den Abzweig zur Bačva-Bucht aufmerksam. Die Strecke verläuft zunächst durchs Inselinnere südwärts, schwingt sich aber alsbald in schwindelerregender Höhe, mit tollen Blicken auf diese sagenhaft schöne Bucht, an der Südküste, bis hinunter zur Uvala Bačva, entlang. Neben dem sehr schönen Kiesstrand, dem gewohnt glasklarem, türkisfarbenem Wasser, sind es vor allem die im Kalkgestein entstanden Höhlen und Gesteinsformationen, die die Schönheit Bačvas begründen. Besucht habe ich die Bucht zwei mal! Das erste mal um bei Jugo ein paar Bilder der Brandung mit dem berühmt-berüchtigten ND3 zu knipsen. ;o)) Unbewohnt ist, wie auf den Fotos zu sehen, Bačva nicht, und so hatte ich bei verrichten meiner Arbeit ein neugieriges Publikum, welches aus 3 Herren,3 unterschiedlicher Generationen bestand (ich vermute Sohn -> Vater -> Großvater), die mir nicht nur was zu trinken angeboten hatten, sondern mich auch noch gleich an ihren Spaghettis mit Meeresfrüchten teilhaben lassen wollten. Ja, die kroatische Gastfreundschaft existiert nicht nur bei der Gelegenheit „Geld machen zu können“, sondern sie ist ECHT!!! Ich habe mich zwar sehr darüber gefreut, jedoch abgewunken…

Bild 1 – 9: Auf der Straße nach Bačva

Bild 1 – 10: die traumhafte Uvala Bačva

Zurück auf der Haupstraße folgen wir ihr in Richtung Inselosten, hindurch durch Žrnovo, streift sie die Inselhauptstadt, die jedoch erst später ihren großen Auftritt haben wird, und geleitet einen vom Nordosten in den Südosten nach…

Lumbarda

Hier muss ich doch mal erwähnen, dass Koula nicht nur eine Insel des magischen Grüns und der Zypressenwälder ist, sondern auch eine Insel der schönen Namen – Koula, Vela Luka, Orlanduša, Tri Porte sind nur einige davon, ein weiterer ist Lumbarda. L u m b a r d a!!!!Wer denkt da nicht gleich an Sonne, Meer, braune Haut und heiße Rhythmen??? Nun, ich tue es definitiv!!! Ich habe gleich den Song und Tanz Lambada im Kopf, und tatsächlich würde er sich hervorragend als Soundtrack für diesen wunderschönen Ort anbieten. Lumbarda ist Geschichte, traumhafte Landschaft, Weinfelder so weit das Auge reicht, Palmen, Sonne und Meer… Lumbarda war mein auserwählter Ausgangspunkt für meine Entdeckungsreise über die Insel Koula.

Wie schön Lumbarda wirklich ist, war mir im Vorfeld nicht bewusst, denn im Internet findet man zum Thema zwar eine Vielzahl an Fotos, allerdings nur zu Lumbardas Sanstränden oder Appartmenthäuser, das Städtchen selbst, sowie die drumherum liegende Landschaft, scheint vielen als Fotomotiv wohl zu langweilig, oder aber sie machen sich nicht die Mühe Lumbardas wahre Schönheit kennenzulernen. Was gibt es schöneres als morgens von den ersten Sonnenstrahlen wachgeküsst zu werden, und beim ersten Blick aus dem Fenster eine romantische Bucht mit dem allesüberragenden Sv. Ilja des Pelješac vor sich zu haben!?

Bild 1 – 3: Der Blick aus meinem Appartment

Informatives…

Lumbarda liegt 6 km südöstlich von der Inselhauptstadt entfernt und zählt heute 1.221 Einwohner. Anders als beim Rest der Insel, ist die Gegend von Lumbarda sandig und wird von ein paar nicht ganz so hohen Hügeln durchzogen, weshalb der Ort bereits im 4. Jahrhundert vor Christus als helenetische landwirtschaftliche Siedlung gegründet wurde. Gnathia-Vasen sind wichtige Funde aus dieser Zeit, die heute im städtischen Museum zu bewundern sind. Doch das wichtigste Fundstück wurde auf der Halbinsel Kolud rt gefunden – die in Stein gemeißelte Psephisma (z.dt. Voksbeschluss) von Lumbarda. Sie ist das älteste Schriftdokument Kroatiens, stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, und dokumentiert die Anzahl der griechisch-illyrischen Kolonien, sowie deren Landverteilungen. Eine Kopie dieses Schriftstücks befindet sich im Stadtmuseum Koula, während das Original im Archäologischen Museum in Zagreb ausgestellt ist.

Ab dem 16. Jahrhundert bauten vermögende Grundbesitzer aus Koula hier ihre Kastelle und Sommerhäuser, von denen einige auch heute noch sehr gut erhalten sind. Damals befassten sich die Einwohner Lumbardas in erster Linie mit der Landwirtschaft – insbesondere dem Weinbau – dem Fischfang, sowie der Steinmetzkunst, die einige Berühmtheiten hervorbrachte: Ivo und Lujo Lozica, Stipe Nobilo und Frano Kršinić, der für seine Skulpturen nackter Frauenkörper bekannt wurde. Neben den Sandstränden ist Lumbarda vor allem für seinen Weißwein Grk berühmt, dessen Traube hier auf dem sandigen Boden angebaut wird. Neben der Landwirtschaft beschäftigen sich die Einwohner heute vor allem mit dem Tourismus.

Einen schönen Überblick über das Städtchen, welches sich an mehreren Buchten und Hügeln ausbreitet, erhält man von den Straßen die im Süden Lumbardas am Rande der Weinanbauflächen entlang verlaufen. Da ich meist mit dem schönsten wolkenlosen Himmel in Kroatien verwöhnt werde, was für meine Reisereportagen natürlich nur von Vorteil ist, freue ich mich aber auch hin und wieder auf stürmischere Tage, denn die schönsten und stimmungsvollsten Fotos entstehen eben nicht bei strahlend blauem Himmel, und so nutzte ich die 2 Jugotage während meiner Aufenthaltszeit voll aus. Ich habe zwar in den vorangegangenen beiden Teilen schon ein paar Eindrücke von besagten Tagen gezeigt, aber die schönsten entstanden in und um Lumbarda.

Bild 1 – 8: Blick auf Lumbarda und den Sv. Ilija

Aus Koula kommend beginnt Lumbarda mit der Uvala Račišće (Fotos zu Beginn des Lumbarda-Berichtes), der sich die Halbinsel Kolud rt, auf der die Psephisma gefunden wurde, anschließt. Auf der Südseite der Halbinsel liegt die große Uvala Prvi Žal, an deren Ufern sich das touristische Zentrum Lumbardas mit Hotels, Restaurants, Cafes, Bank und Hafen, ausbreitet. Rund um die Buchten laden schöne Promenaden zum spazieren ein. Ebenfalls gleich südlich von Prvi Žal erhebt sich der Hügel Mala Glavica (z.dt. kleines Köpfchen), mit seinen alten Kastellen und Sommerhäusern Adliger aus dem Mittelalter.

Über die Promenade, welche immer am Meer entlang, mit Blick auf Pelješac und die kleinen Inselchen im Kanal verläuft, spaziert man unterhalb des Hügels Vela Glavica (z.dt. großes Köpfchen), auf dem sich der Hauptteil von Lumbardas Altstadt befindet. Bevor ich mich diesem widme führt uns aber der Fussmarsch noch ein Stück weiter zu Füßen des Hügels mit der Bucht Bilin Žal und ihrem Sandstrand, an dem sich eine wirklich sehr schöne Ruine eines alten Kastells befindet, in der Heute eine Gaststätte untergebracht ist.

Bild 1 – 5: der touristische Mittelpunkt Lumbardas – Prvi Žal

Bild 1 – 7: der touristische Mittelpunkt Lumbardas bei schlechterem Wetter

Bild: Der Stadtteil Mala Glavica

Bild 1 – 5: Entlang der Promenade

Bild 1 – 4: Strand Bilin Žal

Bild: Strand Bilin Žal – Blick auf Vela Glavica

Lumbardas Altstadt liegt, wie bereits erwähnt, auf dem Hügel Vela Glavica, den man von Strand Bilin Žal aus über die klassischen Gässchen erklimmen kann. Hauptaugenmerk ist die dreischiffige Kirche Sv. Roko, die aus einer kleinen Kapelle entstanden ist. Erstmals schriftlich erwähnt wird sie im Jahre 1561, im Zuge eines bevorstehenden Umbaus, denn aufgrund des Einwohnerzuwachses musste sie über die Jahrhunderte immer wieder erweitert werden.  Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im Jahre 1886. Zwischen den Gassen, unterhalb des Kastell Nobilo versteckt, liegt die hübsche Crkva Sv. Petar i Pavao, die im Jahre 1526 erbaut wurde, und über die ich leider nicht mehr rausfinden kann. Weitere große Sehenswürdigkeiten gibt es hier zwar nicht, aber die Gassen, Häuser und Gärten sind meiner Meinung nach immer schon eine Sehenswürdigkeit an sich.

Bild 1 – 3: Die Crkva Sv. Roko

Bild 1 – 6: Impressionen aus Lumbarda

Bild 1 & 2: Die Crkva Sv. Petar i Pavao

Bild 1 – 7: Impressionen aus Lumbarda

Südlich der Vela Glavica und der Uvala Bilin Žal, liegt das „Vinograd Grka“ (Weinanbauflächen für den Wein Grk) das durch schmale Einbahnsträßchen durchzogen wird, über die die Landbesitzer ihre Felder bestellen und abernten können. Über diese Wege lassen sich jedoch auch die Sandstrände Bilin Žal und Pina mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuss erreichen. Immer wieder gibt es hübsche Ansichten auf Lumbardas Altstadt. Inmitten der Anbauflächen trifft man auf die atemberaubend schöne kleine Kirche Sv. Križ, an der sich das schmale Einbahnsträßchen gabelt. Die Kirche stammt aus dem 16. Jahrhundert, die angeschlossene Loggia kam 1881 hinzu. Folgt man der Gabelung nordwärts, erreicht man Bilin Žal, in südlicher Richtung gelangt man zum großen Sandstrand Pina. Der Strand besteht aus pudrigem Sand, mittig im Wasser befinden sich aber ziemlich glatte, große Steine, östlich und westlich davon ist auch im Wasser Sand. Dahinter eine Vielzahl riesiger Agaven, in der dahinterliegenden wildwuchernden Natur, die ich zu bezwingen wusste, denn ich wollte den Strand von oben fotografieren.

Bild 1 – 4: Vinograd Grka

Bild 1 & 2: die atemberaubend schöne Kirche Sv. Križ

Bild 1 – 5: Sandstrand Pina

Bild 1 – 12: Sandstrand Pržina bei Jugo

Gebadet habe ich hier auch einmal. Nachdem ich aus dem Wasser kam und kurze Zeit später überall Sand an mir klebte, erinnerte ich mich wieder, warum ich Sand am Strand nicht so dolle finde. Leider wurde es das letzte Bad in der Adria für diesen Urlaub (und ich war tatsächlich über die gesamte Zeit nur 5 oder 6 mal baden), denn bereits am nächsten Tag spürte ich die aufkommende Blasenentzündung, die mich bereits im Mai 2010 auf Pelješac erwischte, damals jedoch erst ganz zum Schluss des Urlaubs.

Ich tat das, was ich meistens tue, sobald ich merke das ich mir was eingefangen habe – NICHTS!!! – in der Hoffnung es würde schon vorbei gehen, dabei weiß ich es gerade beim Thema Blasenentzündung eigentlich besser. Einige Tage später (es war der Dienstag) stellte ich dann morgens auf Toilette fest, dass es doch langsam an der Zeit war etwas zu unternehmen. Zum Arzt wollte ich aber immer noch nicht gehen, und so begab ich mich nach Koula-Stadt in die Apotheke und holte mir ein rezeptfreies Medikament. Wieder in meinem Zimmer in Lumbarda angekommen, spülte ich das Mittelchen mit etwas Wasser die Kehle runter, murmelte mich in meine Bettdecke ein, und hoffte es würde bis zum Nachmittag schon besser werden. Jede Frau kennt dieses ekelige Gefühl bei einer Blasenentzündung, bei der man ständig Harndrang verspürt, besonders schlimm im fortgeschrittenem Stadium, wo jeder Gang zur Toilette sich anfühlt, als würde jemand einem ein Messer durch den Unterleib ziehen. Was tut man also??? Man hält so lange ein, bis es gar nicht mehr geht (übrigens ein absolut kontraproduktives Verhalten). Irgendwann am Nachmittag ließ es sich dann aber nicht mehr vermeiden und der nächste Gang zur Toilette stand an, bei dem mir vor Schmerz ganz schwindelig wurde und ich fast vom Klositz fiel, die weiteren Details erspare ich euch lieber…

Nachdem ich mich wieder ein wenig gesammelt hatte, machte ich mich erneut auf in Richtung Koula, allerdings dieses mal in die Ambulanz, am Rande der Stadt. Zunächst wurde ich von der Ambulanz zur Gynäkologie gebracht, bekam in Folge der Untersuchung ein Antibiotikum verschrieben, welches ich im Abstand von 12 Stunden zu mir nehmen sollte. Von der Ambulanz fuhr ich erneut zum Hafen, stellte den Wagen ab, und maschierte mit dem Rezept in der Hand zur Apotheke, die von mir das Bolesnički List forderte, welches mir aber nicht ausgestellt wurde, ohne das ich jedoch, trotz des Rezeptes, das Antibiotikum vollständig aus eigener Tasche bezahlen müsste. Da ich aber einfach nur ins Bett wollte und es laut Apothekerin kein Sinn gemacht hätte nochmals zur Ambulanz zu fahren, zahlte ich den vollen Preis und vereinbarte mit ihr, das geforderte Krankenblatt nachzureichen, und somit das Geld zurück zu bekommen. Um 19 Uhr nahm ich dann die erste Tablette, meine Vermieterin kochte mir Blasen- und Nierentee und ich versuchte zu schlafen.

Früh am nächsten Morgen (also Mittwoch) stellte ich fest, dass die Einnahme von dieser einen Ration schon gut Wirkung gezeigt hatte und so machte ich mich auf den Weg zur Ambulanz um mir das Bolesnički List ausstellen zu lassen. Mit diesem ging ich dann erneut in die Altstadt zur Apotheke und ich bekam das Geld für das Antibiotikum zurück. Den Rest des Tages verbrachte ich gewohnt abenteuerlich…

Am nächsten Tag (Donnerstag) machte ich mich sehr früh morgens auf in Richtung Dubrovnik. Vom Fährhafen Dominče (Koula) setzte ich nach Orebić (Pelješac) über, holte mir in Orebić einen schmackhaften Burek, fuhr hoch bis zum berühmten Aussichtspunkt auf den Pelješki Kanal, setzte mich dort auf die Mauer, und genoss mein Frühstück mit Blick auf Orebić, den Sv. Ilija und Koula. Nach einem sehr erlebnisreichen Tag (ich klapperte die ganzen Ortschaften zwischen Ston und Dubrovnik ab) erreichte ich am frühen Abend schließlich Dubrovnik und fuhr mit dem Auto hoch auf den Berg S, um dort Nachtaufnahmen von der Altstadt zu machen. Um 19 Uhr klingelte die Erinnerungsfunktion meines Handys, denn nach wie vor musste ich das Antibiotikum zu mir nehmen. Die Tabletten stopfte ich an jenem besagten morgen in meine Kameratasche, dessen ich mir auch 100% sicher war, da ich bei der Überfahrt mit der Fähre um 7 Uhr morgens die erste Tablette des Tages zu mir genommen hatte. Doch dummerweise waren sie nicht mehr auffindbar… Ich suchte den ganzen Wagen ab, jedoch ohne Erfolg. Irgendwo zwischen Orebić und dem Berg S, müssen sie mir rausgefallen sein.

Da ich jedoch immer noch nicht komplett gesund war, machte ich mich erneut am nächsten Morgen auf in die Ambulanz, um mir ein neues Rezept ausstellen zu lassen. Bei meiner Ankunft war keiner im durch eine Glasscheibe vom Warteraum abgegrenzten Anmeldezimmer anzutreffen, und so betätigte ich die Klingel. Einige Zeit lang rührte sich nichts, eine ältere Frau kam hinzu, auch sie klingelte, und auch dieses mal gab es keine Reaktion. Wir kamen ins Gespräch, sie beschwerte sich massiv über die Zustände, und das man sie hier nicht ernst nehme. Laut ihrer Aussage hatte sie Probleme mit dem Herzen, die Ärzte konnten aber wohl trotz ihrer Symptome nichts feststellen. Wieder nach einer Weile betrat ein sich vor Schmerz krümmender Mann den Warteraum. Auch er klingelte, und endlich wurde mal darauf reagiert, jedoch total genervt und lustlos. Dabei handelte es sich um genau jene Frau, die mich noch am Dienstag bei meinem ersten Besuch freundlich und zuvorkommend von der Ambulanz zur Gynäkologischen Abteilung geleitete und im Anschluss noch meine Personalien entgegen genommen hatte.

Der Mann wurde als erster in den großen Behandlungsraum gelassen und man nahm sich seinen Rückenschmerzen an. Auch die ältere Dame und ich wurden wenige Minuten später hineingerufen und zusammen zur extrem genervten Ärztin geführt, die äußerst agressiv auf die Dame mit den Herzproblemen reagierte. Zunächst stellte sie mir die Frage, was mein Anliegen sei, und ich erklärte ihr den Vorfall. Total herablassend entgegnete sie mir, wie man denn seine Tabletten verlieren könne, worauf die Dame mit den Herzproblemen konterte „so wie man sein Portemonnaie verlieren kann, kann man auch Tabletten verlieren“. Daraufhin wurde sie, und so muss man es wirklich nennen, zum EKG „abgeführt“. Die Ärztin wollte von mir den genauen Wirkstoff wissen, da nirgends festgehalten wurde, welches Antibiotikum mir die Frauenärztin (bei der ich mich wirklich hervorragend aufgehoben gefühlt hatte) verschrieben hatte. Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten, worauf sie ein dickes Buch hervorholte, auf den Tisch knallte und anfing darin die verschiedenen Bezeichnungen und ihre Einsatzgebiete zu erforschen. Irgendwann wurde sie fündig und ich wurde aus dem Massenabfertigungsbehandlungsraum wieder nach vorne in das gläserne Anmeldezimmer geschickt, in dem ich auf das Rezept warten sollte. Nun stand ich da, mutterseelenallein, die Sachbearbeiterin war ausgeflogen, erneut fanden sich Patienten in der Ambulanz ein, und schauten mich fordernd an, nachdem ihr klingeln kein Gehör fand.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam schließlich die Sachbearbeiterin zurück, drückte mir das Rezept in die Hand, nahm sich genervt den anderen Patienten an, während ich mich zum 4ten mal auf den Weg zur Apotheke machte…

Ende Teil 3!!!

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