Ich bin keine Schirftstellerin, Journalistin oder Poetin und obwohl ich es schon in der Schule gehasst habe Aufsätze zu schreiben, bringt mich meine unendlich tiefe Zuneigung zu Kroatien sogar dazu einen ganzen Reiseführer, für alle Interessierten da draußen, zu verfassen. Wenn ich über die wahre Liebe nachdenke, so würde ich meine Gefühle zu diesem Land als eine genau solche bezeichnen, denn ist die wahre Liebe nicht etwas Bedingungloses??? Ist es nicht wahre Liebe, wenn man so viel Herzblut und Leidenschaft in etwas steckt, von dem man weiß, dass es einem nicht dafür danken wird (wie sollte das auch gehen???) und einen auch nicht reich machen wird,  einfach etwas von dem ich nichts erwarte, mich aber dennoch absolut glücklich macht?! Keine Angst –  ich mutiere nicht zu Carrie Bradshaw in Sex & the City und das hier wird auch keine Kolumne über Liebe und Sexualverahalten!!!

Warum ich mit so einem Kitsch starte??? Der Grund dafür liegt darin, dass ich den Bericht über eine Gegend beginne, die mir unter die Haut geht, die für mich zu den schönsten Kroatiens zählt. Einer Gegend bei der ich nicht nur Gänsehaut bekomme, wenn ich nur an sie denke, sondern vor Glück, dass ich sie so hautnah und intensiv erleben durfte, in Tränen ausbreche. So ist es mir auch gerade eben wieder ergangen… Die Einleitung zu jedem meiner Berichte bringt den Rubel, natürlich nur metaphorisch gesprochen, ins Rollen. Habe ich erst die Einleitung niedergetippt, fällt der Rest sofort viel leichter, manchmal fließen dann die Zeilen förmlich aus mir raus. Doch für die Einleitung brauche ich meist länger, manchmal überlege ich Tage lang. Und als ich mich eben hinsetzte, den Laptop auf meinem Schoss ablegte, zur Konzentration die Augen verschloss, schossen mir die Bilder von der verbrachten Zeit durch den Kopf, und dieses Gefühl der Glückseligekeit rührte mich zu Tränen. Ich liebe diese Gegend, diese unglaubliche Kontrastwelt! Berge treffen auf Fluss und Meer und vereinen sich zu einem Gesamtbild, wie es schöner nicht sein kann – das Neretva Delta!!!

Jetzt habe ich so viel geschwärmt, dass es mir schon fast schwer fällt wie folgt zu starten:

Ploče

Unmittelbar südlich der Baćina-Seen trifft man auf die zweitgrößte Stadt des Deltagebietes. Landschaftlich gesehen ist Ploče wahnsinnig interessant, denn die Stadt liegt einerseits an einem Berg, andererseits am Fluss, gleichzeitig jedoch noch an einem See, sowie am Meer. Kein Scherz!!! So schön sich das im ersten Moment anhören mag, so traurig sieht die Realität aus, denn Ploče ist…mmmhhh wie soll ichs nett formulieren – es ist absolut potthässlig. Selbst im extrem bausündengeplagten Obrovac konnte ich noch sowas charmantes wie einen Hauch von Altstadt vorfinden, aber in Ploče??? Nichts!!! Rein gar nichts!!!

Informatives…

6.537 Einwohner zählt die Stadt, welche übersetzt den Namen „Platten“ trägt. Betrachtet man die Gebäude könnte das ein Hinweis auf die Bauweise sein, tatsächlich aber hieß Ploče bereits 1387 Ploca, was eine schriftliche Erwähnung im Jahre 1387 in Ragusa (heute Dubrovnik) bezeugt. Der Ort erhielt durch seine Lage am Verkehrsweg entlang der Neretva über Metković bis nach Mostar, nach und nach immer mehr an Bedeutung.

Ploče wurde in seiner Vergangenheit mehrfach umgetauft. So wurde die Stadt innerhalb des Königreich Jugoslawien nach König Aleksandar I. Karađorđević benannt, und trug den Namen Aleksandrovo. Während der italienischen Besatzung im 2. Weltkrieg wurde sie Porto Tolero genannt, erhielt jedoch ab 1945 wieder den Namen Ploče zurück, welchen die Stadt bereits vor dem Königreich Jugoslawien trug. Von 1950 – 54 wurde sie zu Ehren des jugoslawisch kommunistischen Politikers Edvard Kardelj (aus Slowenien stammend) in Kardeljevo umgetauft, während sie von 1954 – 1980 erneut Ploče hieß. 1980 verstarb Kardelj, worauf man sich erneut dazu entschloss Ploče in Kardeljevo umzubenennen. Mit der Unabhängigkeit Kroatiens bekam die Stadt dann aber endgültig ihren ursprünglichen Namen zurück und heißt seit dem wieder ganz schlicht Ploče.

Ploče verfügt über den zweit größten Hafen entlang der kroatischen Küste, wodurch sich im Stadtgebiet Industrie und Speditionen angesiedelt haben. Im Jahre 2005  konnten 2,5 Millionen Tonnen umgeschlagen werden. Doch nicht nur für Kroatien spielt der Hafen eine wichtige Rolle, sondern auch für das nahegelegene Bosnien und Herzegowina. So verwundert es auch nicht, dass es eine Bahnstrecke von Ploče nach Mostar gibt.  Außerdem ist Ploče Fährstadt zur Halbinsel Pelješac.

Da Ploče wirklich nicht sehr einladend wirkt, habe ich im September 2011 lediglich einen Spaziergang ums Hafenbecken gemacht, bin im Juni 2012 den Berg hoch bis zum Friedhof von dem aus man einen herrlichen Blick auf die östlichen Baćinska Jezera genießt. Der See im Osten der Stadt ist 750 m lang, 300 m breit und schimpft sich Birina. Dominierend ist die Pfarrkirche Kraljica neba i zemlje (Königin von Himmel und Erde) im Zentrum. Über diese Kirche habe ich mich mit einem eingeborenen im Küstenort Duboka unterhalten und war schockiert über sein Schönheitsempfinden. Da hält er doch tatsächlich dieses schreckliche Bauwerk für ein sakrales Vorzeigeobjekt!!! Auch in kroatischen Berichterstattungen wird die Kirche sogar als „Biser“ (Perle) bezeichnet. Wie können die Menschen in diesem Land, die jeden Tag eine unfassbare Vielzahl an uralten wahrhaften Perlen vor der Nase haben, so was Scheußliches gut finden!? Ich verstehs einfach nicht!!! Bis 1998 war Ploče frei von sakralen Objekten, da unter kommunistischem Druck jeglicher Bau verhindert wurde. Ploče sollte eine Stadt ohne Religion sein, so entstand die Kirche erst in jüngster Zeit.

Bild: Dicke Pötte warten vor Ploče auf Hafeneinlass

Bild: Der Industriehafen

Bild: Blick auf die wirklich unattraktive Stadt

Bild: Kran im Industriehafen

Bild: Spaziergang am Hafenbecken

Bild: mehrere Brücken überspannen einen Arm der Neretva, der durch die Stadt führt

Bild: Nachbarbucht westlich der Stadt mit kleinem Inselchen

Bild: Aber auch in so einem hässlichen Nest, kann ein sehr schönes Foto entstehen

Bild: Blick auf die Baćina-Seen vom Friedhof aus

Bild: Der Birina-See

Wir verlassen Ploče und folgen der Magistrale, die sich immer weiter ins Flussdelta zieht, in Richtung Osten. Der Blick wird frei auf Pelješac im Hintergrund, sowie die Deltalandschaft, deren Schönheit hier aber noch häufig von Bausünden, Industrie, der Eisenbahnstrecke und den Autobahnarbeiten getrübt wird. Alsbald erreicht man schon den nächsten Ort.

Rogotin

Auch Rogotin liegt landschaftlich an einer außergewöhnlich schönen Stelle. Der Ort breitet sich auf einer fast dreieckigen Halbinsel zwischen dem See Vlaška im Westen, und der Crna Rijeka (z.dt. schwarzer Fluss, einer der vielen Nebenarme der Neretva) im Osten. Von der Magistrale aus erreicht man Rogotin indem man gleich nach dem Überqueren jener Brücke, die die Magistrale über den schwarzen Fluss geleitet, nach Westen in eine Seitenstraße einkehrt. Neben der Straßenbrücke überspannt auch eine Eisenbahnbrücke, die mitten durchs Siedlungsgebiet führt, den Fluss. Sehr schön ist ein(e) Spaziergang(fahrt) um die Halbinsel herum zu jener Seite Rogotins, die dem Vlaška-See zugewandt ist. Über der palmengesäumten Riva und den Häuserzeilen ragt der Glockenturm der Pfarrkirche Sv. Trojstvo empor. Besiedelt wurde Rogotin erstmals ab dem Jahre 1716 von gerade einmal ein Dutzend Menschen. Noch bis vor 50 Jahren war es ein isoliertes kleines Örtchen der unteren Neretva, welches man lediglich über schlechte Schotterpiste oder den Wasserweg erreichen konnte. Erst mit Bau der Magistrale erwachte der Ort zu Leben – heute hat Rogotin 747 Einwohner.

Bild 1 – 3: Landschaft hinter Ploče

Bild 1 & 2: Der Autbahnzubringer nach Ploče – im Hintergrund Rogotin

Bild: Blick in Richtung Westen mit Pelješac

Bild 1 – 3: Der See Vlaška mit Rogotin

Bild: Blick auf Rogotin vom Westen

Bild: Blick auf Rogotin vom Osten

Bild: Magistral-Brücke

Bild: Eisenbahn-Brücke

Bild: Landschaft östlich von Rogotin – Blick vom Kirchenvorplatz

Bild: Crkva Sv. Trojstvo

Bild: Schmerzhaft – Blick in Richtung Ploče auf die schrecklichen Narben des Autobahnbaus

Bild: Der Ortskern

Südöstlich hinter Rogotin, trifft man auf den großen Hauptarm der Neretva und somit auf einen Verkehrsknotenpunkt. Von hier führen Abzweigungen in alle Richtungen entlang des nördlichen und südlichen Flussufers. Wir kümmern uns zunächst weiter um den nördlichen Bereich und verlassen die Magistrale in östlicher Richtung. Die gewohnten lanschaftlichen Ausblicke sind sagenhaft und zugeben muss ich, dass Eisenbahnbrücken oft sehr hübsche Motive abgeben, genauso wie kleine Ortschaften, die sich an den Hängen von sattgrünen Hügeln schmiegen. Die Rede ist von…

Banja

…einem Dorf, einige hundert Meter nördlich der Neretva, am Nebenarm Crna Rijeka gelegen. 188 Menschen zählt das Nest am Hügel, hinter dem ein zwischen mächtigen Bergen eingebetetes Tal, mit verborgenen landschaftlichen Schätzen, liegt. Das Modro Oko ist eins dieser Schätze. In türkisblau leuchtet der kleine kreisrunde und 22,5 Meter tiefe See aus dem (zumindest im Juni noch) satten grün der Umgebung heraus. Im von unzähligen Bewässerungskanälen durchzogenem Tal, welches nach Süden zur Neretva hin offen ist, setzen blühende Mohnfelder rote Farbkontraste und da, mitten drin, entdeckt man den Desansko Jezero. Umkesselt wird das ganze von drei Bergen – dem Plina im Westen, dem Donja Gora im Südosten und dem Rujnica Gebirgszug (den wir bereits unter dem Namen Babina Gomila im Teil „Süddalmatiens Norden und die Baćinska Jezera“ von seiner nördlichen Seite in Borovci kennen gelernt haben) im Norden und Nordosten, an dessen Südhängen sich…

Desne

…auf einer Gesamtlänge von 5 km ausbreitet. Dabei liegt das Zentrum mit der Crkva Sv. Jure in jenem kilometerlangen Canyon, den die sich gegenüberliegenden Berge Rujnica und Donja Gora bilden. Diese wohl relativ unbekannte und scheinbar ausgestorbene Gegend zählt tatsächlich 130 Einwohner. Viele der Häuser, wie es leider doch sehr häufig zu sehen ist, sind verlassen und verfallen. Heute in Vergessenheit geraten, war Desne mit seiner schönen Landschaft einst die erste Ansiedlung in der Gegend rund ums Neretva-Delta. Erste schriftliche Erwähnung findet sich in einem Dokument aus dem Jahre 1361 aus Dubrovnik, in dem Desne als Heimat eines Monarchen genannt wird. Hinter Desne führt die Straße hoch an den Südhängen des Rujnicas bis nach Kula Norinska (auf diesen Ort komme ich jedoch erst später zu sprechen).

Bild: Straße am nördlichen Flussufer von Rogotin in Richtung Osten mit Ort Banja am Hügel

Bild: Eisenbahnbrücke über den Crna Rijeka – im Hintergrund Banja

Bild: grün, grün, grün

Bild: Straße nach Banja

Bild 1 – 4: Banja am Crnja Rijeka

Bild: Blick von Banja auf Rogotin

Bild 1 & 2: Das Modro Oko

Bild 1 & 2: Das Tal mit weißen und roten Farbtupfern

Bild 1 & 2: Blick auf den Desansko Jezero

Bild: Der Rujnica

Bild 1 & 2: verfallene und bewohnte Häuser in Desne, am Rande des Tals mit den Bewässerungskanälen

Bild 1 – 4: Crkva Sv. Jure mit Crkva Sv. Jure

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Bild 1 & 2: Oberhalb von Desne – Blick zurück nach Westen ins Tal

Zurück auf der Straße entlang des großen Hauptarmes der Neretva, erkennt man schon aus weiterer Entfernung das nächste Städtchen.

Komin

AAAAAhhh das ist mal wieder ne ganz große Herzensangelegenheit. Als ich das erste mal im Oktober 2008 das Panorama von Komin aus dem Reisebus wahrnahm, war es gleich um mich geschehen und so freute ich mich im September ’11 besonders auf Komin. Am besten erfasst man das kleinstädtische Ensemble, indem man am südlichen Ufer der Neretva der Magistrale Richtung Dubrovnik folgt. Komins Häuser liegen terassenförmig an den  Südhängen des Donja Gora, welcher sich hier bis ans Neretva-Ufer erstreckt. Über den Häusern wacht am höchsten Punkt der Stadt die Pfarrkirche, während dahinter mächtig und in zickzackform, wie eine Krone, die höchsten Gipfel des Donja Gora empor ragen. Hochgewachsene Phoenix Canariensis (Kanarische Dattelpalmen) zieren die Uferpromenade des Ortes, während die Neretva am Gegenüberliegenden Flussufer neben der Magistrale (von wo aus ich ja geknipst habe) von Schilf und ein paar vereinzelten stimmungsspendenden Bäumen bewachsen ist – ein Bild für die Götter!

Informatives…

Im Jahre 1684 entstand das erste Komin zwischen den Bergen Kozjak und Galićak gleich südlich am Meer wo die Neretva sich in die Adria ergießt. Dieses Gebiet werde ich euch zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Nachdem die Malarija wütete, überredete im Jahre 1742 ein Luka Vladimirović die Bewohner 6 Kilometer flussaufwärts zu ziehen – so entstand das heutige Komin am Donja Gora an der Neretva.

Zunächst gehörte Komin zur Župa Opuzen. Ab 1748 bekam Komin, gemeinsam mit Rogotin, eine eigene Pfarrei. 1782 errichtete man die erste Kirche, die auch gleichzeitig eine Trotzburg gegen die Türken, die zu diesem Zeitpunkt noch regelmäßig die Region aus der Herzegowina heraus angriffen, war. Sie diente den Einwohnern bis zum Jahre 1908, als man sich entschied sie niederzureißen um eine größere zu errichten. 1910 wurde die erste Messe, in der zu dem Zeitpunkt noch ungeweihten Kirche, gefeiert. Erst im Jahre 1924 erhielt sie ihre Weihe zur Crkva. Sv. Ante. 1938 wurde die Eisenbahnlinie nach Mostar und Sarajevo mitten durch Komin gezogen. Im Jahre 1962 wurde ,neben der Makarska Riviera, auch das Neretva-Delta von einem starken Erdbeben getroffen. Seit 1965 führt die Magistrale am südlichen Flussufer lang, was die Einwohner von Komin von da an für sich zu nutzen wussten. Bis heute stehen sie mit ihren Ständen am Straßenrand und verkaufen eigens erzeugte Produkte wie Honig, Öle, Wein oder Zitrusfrüchte und Gemüse.

Bild 1 – 5: südliches Neretva-Ufer an der Magistrale mit Blick auf Komin

Bild: Auf dem Weg nach Komin – nördliches Neretvaufer / tiefe Wunden hinterlässt der Autobahnbau im Gebirge

Bild 1 & 2: Auf dem Weg nach Komin – nördliches Neretvaufer / Blick auf Komin

In Komin angekommen, stellte ich den Wagen unten am Straßenrand ab. Neben der Straße gibt es einen rivaähnlichen teilweise mit Sitzbänken ausgestatteten Fussweg, immer an der Neretva entlang mit Blick auf die fantastische Landschaft. Boote ankern im Fluss und spiegeln sich im Wasser oder hängen an speziellen Ankerplätzen (keine Ahnung wie man das nennt). Ich wollte hoch zur Kirche, traf auf zwei Frauen, die sich auf einer Bank unterhielten und die ich nach dem Weg befragte. Überhaupt schien sich das gesamte Städtchen an der Straße  samt Bürgersteig zu versammeln. Die Jungs spielten Fussball und ließen sich dabei von den durchfahrenden Autos nicht großartig stören, im Gegenteil, mussten sich die Fahrer dem Rhytmus und den Regeln Komins unterwerfen. Die Mädels sah man meist bei ihren Müttern stehen, die sich wohl den allerneusten Tratsch untereinander erzählten, während die Herren der Schöpfung sich vermutlich über Politik, Sport oder die neusten Hirngespinste austauschten. Alles in allem hinterließ Komin bei mir einen wahnsinnig authentischen Eindruck und ein wenig kam ich mir schon fast wie ein Eindriling vor… Die beiden Frauen waren sehr herzlich und klärten mich über den zu bewältigenden steilen und sehr glitschigen Treppenaufgang auf – ich sollte sehr vorsichtig dort sein. Nach bewältigen dieser trifft man auf die Hauptgasse, die sich von West nach Ost zwischen den Häusern den Berg bis zur Kirche hochzieht. Mittendrin, wirklich gleich an die Häuser angrenzend mitten durch die Stadt, führt die Eisenbahnlinie, die einen Teil Komins über einen Tunnel durchquert, dessen Eingang gleich unterhalb der Hauptgasse liegt. Das Foto (eine Panoramaaufnahme) gehört zu meinen Lieblingsbildern. Oben an der Kirche angekommen bemerkte ich noch ein slowenisches Touripaar, ansonsten war ich hier die einzige Fremde. Die Aussicht vom Kirchenvorplatz ist grandios…

Bild 1 & 2: Entlang der Promenade in Komin

Bild: Gassenidyll

Bild: Was für ein Motiv: der Treppenaufgang – ich liebe es

Bild: Mittendrin in Komin

Bild: Mitten in Komin – Blick nach Südosten

Bild 1 & 2: Die Kirch Sv. Ante

Bild: Aussicht vom Kirchenvorplatz

Bild: Verkaufsstand bei Komin auf der südlichen Uferseite an der Magistrale

Bild: Fluss, Zypressen, Berge

Hinter Komin weiter ostwärts ins Landesinnere, erhascht man schon bald einen Blick auf das nächste Städtchen an der Neretva, wir springen nun ans Südufer nach…

Opuzen

12 km Flussauwärts vom Mündungsgebiet entfernt, wo die Neretva auf die  Mala Neretva (die kleine Neretva, ein weiterer Nebenarm) trifft, breitet sich am südlichen Ufer des Flusshauptarmes Opuzen aus – für mich eine weitere Herzensangelegenheit. Nicht nur, dass ich das kleine Städtchen wirklich hübsch finde, nein, es liegt auch, genau wie Ploče oder Rogotin, an einer landschaftlich aussergewöhnlichen Stelle. Wie bereits erwähnt, bietet sich auf der Straße hinter Komin am nördlichen Neretvaufer ein hübscher Blick auf die Stadt. Ebenso hübsch ist es aber, wenn man ihr südlich der Magistrale in Richtung Mostar/Sarajevo folgt. Schon bald führt die Straße über die äußerste der drei Brücken, die die Mala Neretva in Opuzen überspannen, welche einen wirklich wunderschönen Anblick auf die Stadt freigibt. Stehen bleiben kann man hier jedoch nicht – das Auto muss vor oder hinter der Brücke abgestellt werden.

Infomatives…

In einem Kaufvertrag zwischen dem serbischen König Dušan und der Republik Dubrovnik wird Opuzen im Jahre 1333, damals unter dem Namen Posrednica, erwähnt. König Matthias Corvinius erbaute Ende des 15. Jahrhunderts eine Festung die er Koš taufte. 1686 eroberten die Venezianer Posrednica. Auf die bereits bestehende Festung errichteten sie im 17. Jahrhundert ein Zitadelle, welche sie Fort Opus (starke Festung) nannten. Um die neue Festung herum, die schluss endlich auch namensgeber des Städtchens wurde, entwickelte sich Opuzen weiter. Ihre Blütezeit erreichte die Stadt im 18. Jahrhundert, doch verlor Opuzen durch den Ausbau von Metković zur Hafenstadt auf Dauer seine Bedeutung – heute leben 2730 Menschen in der Stadt.

Bild 1 & 2: Blick auf Opuzen vom nördlichen Neretva-Ufer

Bild: Blick auf Opuzen vom nördlichen Neretva-Ufer – Mala Neretva trifft auf Neretva

Bild 1 & 2: Opuzen mit Blick von der Brücke von Süd nach Nord

Gleich an jener Stelle, an der die Mala Neretva von der großen Neretva abzweigt, breitet sich auch der Stadtkern aus. Die linke und die rechte Seite der Mala Neretva werden hier durch eine alte Stahlbrücke, sowie einer Brücken/Damm-Konstruktion, über die der Wasserstand in Opuzen reguliert werden kann, miteinander verbunden. Am sehenswertesten ist definitiv der Stadtplatz (Trg Kralja Tomislava) um den herum sich die wichtigsten Bauten der Stadt gruppieren. Im Norden des Trg steht die neoklazistische Crkva Sv. Stjepana, welche Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Im Südosten das markante klassizistische Stadthaus, mit hübschem Balkon und Uhrturm. In den weiteren Gebäuden sind Konobas, Cafes und sonstige öffentliche Einrichtungen untergebracht. Gegenüber der Kirche, im Süden des Platzes, kann man alte Ausgrabungsstücke (vermutlich aus römischer Zeit) entdecken. Im Norden hinter dem Trg Kralja Tomislava, bzw. der Crkva Sv. Stjepana befindet sich der älteste Teil der Stadt mit meist barocken Wohnhäusern. Abermals dahinter läd die Riva zum Spazieren und Verweilen ein. Sie wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert nach Vorbild jener Promenaden in den Küstenstädten erbaut und wird von einem hübschen Baumbestand, als auch einem Denkmal, welches 1885 mit Abschluss der Arbeiten errichtete wurde, geziert. Auf der gegenüberliegenden Uferseite entdeckt man den alten Bahnhof von Opuzen, der Heute außer Betrieb ist.

Bild: die Mala Neretva ergießt sich in die große Schwester

Bild: Die Mala Neretva und ihre Brücken im Zentrum Opuzens-Die Stahlbrücke

Bild: Die Mala Neretva und ihre Brücken im Zentrum Opuzens-Blick von der Dammbrücke nach Süden zur dritten äußeren Brücke

Bild: Die Mala Neretva und ihre Brücken im Zentrum Opuzens-Blick von der Dammbrücke nach Norden aufs Zentrum und die Stahlbrücke

Bild: Der Trg Kralja Tomislava, samt Stadthaus und der Crkva Sv. Stjepana

Bild 1 & 2: Überall trifft man auf Ausgrabunsfunde

Bild: Konoba im Nordwesten des Platzes

Bild: Gasse

Bild 1 & 2: Auf der Riva mit Blick auf die umgebene Landschaft

Bild: Das Denkmal zur Fertigstellung der Riva

Bild 1 & 2: Blick auf den Bahnhof umgeben von toller Landschaft

Podgradina

Das 314 Einwohner Dorf, welches sich ebenfalls an der Mala Neretva unmittelbar im Süden an Opuzen anschließt, war für mich eins der Highlights auf meinen Touren durch das nördliche Süddalmatien. Das Dorf liegt gleich an den Hängen eines Berges, auf dem die Burg Btenik thront. König Stjepan Tvrtko ließ diese im Jahre 1383 zum Schutz seiner Schiffswert errichten. Eine Dubrovniker Handelskolonie war hier in der Gegend bereits schon im Vorfeld ansässig und betrieb bis 1395 unter anderem Sklavenhandel, was aus einem Dubrovniker Statut über die gesellschaftliche Stellung der Rechtslosen, aus dem Jahre 1272, hervor geht. Die Sklaven stammten meist aus der bogomilischen Bevölkerung Bosniens und wurden gewinnbringend an andere Großmächte rund ums Mittelmeer, und sogar bis nach Tripolis an der afrikanischen Küste, verkauft. Im 14. Jahrhundert setzten sich bosnische Könige gegen den Menschenhandel erfolgreich zur Wehr, so dass dieser 1400 im Dubrovniker Senat verboten wurde. Kerker- und Geldstrafen trafen jene, die sich über dieses Verbot hinweg setzten. Im 15. Jahrhundert zerstörten die Türken die Festung, jedoch bauten sie die Venezianer 1686 wieder auf, was den Österreichern nur zu Gute kam, denn ab 1878 nutzten sie sie zu militärischen Zwecken.

Mein Ziel war natürlich die Burg, denn ich versprach mir einen fantastischen Ausblick auf das Deltagebiet und so fuhr ich gleich hoch. Oben angekommen hat man die Möglichkeit sein Auto auf einem großen Parkplatz abzustellen. Gleich daneben befindet sich der große Friedhof mit einer Kapelle. Vom Parkplatz aus konnte ich leise Musik ertönen hören, deren Klängen ich folgte… Alte teils beschädigte Stufen führen weiter den Berg hoch, Markierungen machen auf den Weg zur Burg aufmerksam. Je näher ich dem Ziel kam, desto lauter wurden die Klänge und desto beschädigter war der Weg. Endlich am Ziel angekommen  stellte ich fest, dass es sich ein Feuerwächter auf Btenik bequem gemacht hat, das Radio dabei auf volle Pulle gestellt. Vor der Burg wehte die kroatische Flagge in leichtem Wind vor sensationeller Kulisse. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus…. Nach Osten und Westen schaut man auf die Anbauflächen des Deltas, welche von tausenden von Wasserkanälen durchzogen werden – außerdem im Westen Pelješac. Man staunt nicht schlecht, wenn man dann Opuzen zu seinen Füßen entdeckt, während dahinter die Gebirge Donja Gora, Rujnica und Plina am Blau des Himmels kratzen. Für mich ist dies einer der schönsten Aussichtspunkte, an denen man nur stehen kann. Eine Gänsehaut jagt die nächste und hätte ich nicht noch was anderes auf dem Plan gehabt, so wäre ich noch bis zum Sonnenuntergang geblieben..

Bild: Blick auf Podgradina von der Brücke aus

Bild 1 – 5: Impressionen aus dem Ort

Bild: Der Friedhof samt Kirche

Bild: Die Burg Brštenik

Bild: Blick nach Südost

Bild: Die Bewässerungskanäle

Bild: Blick nach Nordost

Bild: Frontansicht der Burg samt Anbau

Bild 1 & 2: Überwältigend – der Blick auf Opuzen und die Gebirge

Krvavac

Erstmals wird Krvavac von Vladimirović (siehe Komin) im Jahre 1538, nach der Eroberung durch die Türken, unter dem Namen Kaštela erwähnt. Die Türken verwüsteten und plünderten das Kastell, wobei eine Menge Blut vergossen wurde. Auf Grund dessen vermutet man auch die heutige Namensgebung (krvav = blutig). Im 19. Jahrhundert sollen laut Erzählung die Häuser im Dorf lediglich als Ställe einiger Familien aus der Umgebung gedient haben. 100 Jahre später wurden diese wieder als Wohnhäuser genutzt, bzw weitere Wohnhäuser errichtet. Heute leben insgesamt 994 Menschem im Dorf, welches sich auf beiden Uferseiten der Neretva ausbreitet. Die Ansiedlung am Nordufer, durch die auch die Eisenabahnlinie PločeSarajevo verläuft und in der die Pfarrkirche steht, nennt sich Krvavac I (613 Einwohner), während die Ansiedlung am Südufer Krvavac II (336 Einwohner) getauft wurde. Das schönste Dorfpanorama mit dem schönen Berg gleichen Namens erhält man, wie meist, vom südlichen Ufer aus. In Krvavac selbst bot sich mir ein ähnliches Bild wie in Komin – Kroatien pur!

Bild 1 – 4: Krvavac I

Bild: Krvavac I mit Blick auf Krvavac II

Bild 1 – 4: Krvavac II mit Blick auf Krvavac I

Bild 1 & 2: Mandarinenplantagen

Kula Norinska

An der Magistrale Richtung Metković/Mostar am südlichen Neretvaufer trifft man 6 km hinter Opuzen und nur kurz nach Krvavac auf ein Überbleibsel aus osmanischer Zeit. Im 1500 Jahrhundert errichteten die Türken an dieser Stelle einen Kula (Turm), den sie Norin, aufgrund der Nähe zum Fluss Norin, der wenige Meter flussaufwärts in die Neretva mündet, nannten. Ab 1684 übernahmen die Venezianer die Herrschaft in der Gegend und somit auch über den Turm – 1716 erneuerte man den Kula. Von 1811 bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Turm als Windmühle genutzt. Auf der Gegenüberliegenden nördlichen Uferseite entwickelte sich im Laufe der Zeit das Dorf, welches schlicht nach dem Turm benannt wurde und sich somit Kula Norinska (heute 302 Einwohner) schimpft. 1934 verspürten die Einwohner das Bedürfniss die 250 jährige Befreiuung des Deltas aus türkischer Hand zu feiern, und verpassten dem türkischen Turm eine Gedenktafel zum 1900 jährigem Jubiläum der Erlösung der Menschheit durch Jesu Christi. Ebenfalls auf der nördlichen Uferseite wurde am Gebirge unterhalb der Straße die Desne (siehe weiter oben) mit Kula Norinska verbindet, am Ende jenen Canyons der durch den Donja Gora und den Rujnica gebildet wird, die wirklich atemberaubend schöne Crkva Gospa od Karmela errichtet. Eine Vorgängerkirche gleichen Namens wurde bereits im Jahre 1790 erbaut, während das heutige Exemplar aus dem Jahre 1865 stammt. Um einiges atemberaubender als die Kirche selbst, ist jedoch der Ausblick von dieser auf das umliegenden Delta-Gebiet. Einfach nur fantastisch…

Bild 1 – 3: Kula Norin

Bild  1 & 2: Blick auf den Ort

Bild: Blick auf die Kirche Gospa od Karmela

Bild 1 – 9: An der Gospa od Karmela mit fantastischer Aussicht

Für den Rest des 1. Teiles Rund um die Neretva, bleiben wir nun an den nördlichen Ufern, bzw widmen uns voll und ganz dem Nebenfluss Norin, der östlich hinter Kula Norinska von Norden kommend in die Neretva mündet. Noch vor der Mündung bietet sich gleich hinter Kula Norinska die Möglichkeit an der Kreuzung entlang jener Straße zu folgen, die westlich dem Flusslauf folgt. Dabei handelt es sich um den südlichen Teil jener Straße, die einst Napoleon von Vrgorac nach Metković ausbauen ließ. Der erste Ort auf den man trifft ist Matijevići mit 100 Einwohner, über welches ich aber nichts zu berichten habe. Einige Kilometer hinter Matijevići folgt…

Momići

…welches ich, im Juni 2012, bereits zum zweiten mal besuchte und ich somit in wunderschönen Erinnerungen schwelgen konnte. Erstmals schriftlich erwähnt wird der Ort im Jahre 1669 von fra. Francesko Momić aus Zaostrog, der wohl auch namensgeber für das Dorf war. Im Ort steht die im Jahre 1982 errichte Kirche Gospa Fatimska, sowie ein 1983 erstelltes Denkmal mit der Inschrift „vaše žrtve su trajna obaveza da sačuvamo tekovine revolucije“ (zu dt.: Eure Opfer sind eine Verpflichtung für die Ewigkeit, die Errungenschaften der Revolution zu hüten). Es gibt einige Häuser neueren Datums, aber auch noch einige typisch dalmatinische Steinhäuser, die von 215 Menschen bewohnt werden. Doch am schönsten ist hier das gleich angrenzende Sumpfgebiet, welches sich von West nach Ost bis zur Grenze Bosniens & Herzegowina erstreckt, durch die die Norin fließt und 2004 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. In Momići gibt es einige namhafte Restaurants, die Lađatouren auf der Norin anbieten.

Bild: Crkva Gospa Fatimska

Bild: Das Denkmal

Bild: Blick nach Vid

Bild: Steinhaus umgeben von Kiwis

Bild: Lađaboote

Wir Reisen nun aus dem Jahr 2012 zurück in den Oktober 2008. Damals verbrachte ich eine aktionsreiche Woche an der mittel- und süddalmatinischen Küste, wobei ein Tag zur Mandarinenernte an der Neretva diente. Tag 3 dieser Reise war also Erntetag und so brachen wir bereits frühst morgens mit dem Reisbus von Podgora, an der Makarska Riviera, ins Deltagebiet auf. Nach getaner Arbeit begaben wir uns wieder alle zum Bus und nahmen unsere Plätze ein. Alles duftete nun nach frischen Mandarinen, denn kaum eingestiegen, begann auch schon das große Schlemmen. Die Reise führte uns zunächst Richtung Metković, um dann schließlich der alten napoleonischen Straße nach Momići zu folgen. Vor dem Restaurant Lopoč wurden wir wieder frei gelassen. Hier stiegen wir in kleine Boote und starteten unsere Tour. Jeder der in der Nähe des Neretva Deltas seinen Urlaub verbringt sollte an so einem Ausflug mal teilnehmen – es ist einfach atemberaubend schön und am besten in einem Lađa-Boot. Lađas sind die altertümlichen und traditionellen Holzboote auf denen die Bewohner des Neretva Deltas schon seit Jahrhunderten zu ihren Landparzellen kommen. Jedes Jahr am 2. Samstag des Monats August findet sogar ein Lađa-Marathon statt. 30 Mannschaften zu je 12 Personen nehmen Jahr für Jahr an diesem Wettbewerb teil, und bewältigen auf der Neretva eine Strecke von 22 km Länge von Metković bis Ploče.  Unsere Tour wurde durch 2 sympathische Live-Musiker begleitet und verlief die Norin flussabwärts bis Kula Norinska. Im Anschluss wurden wir im Lopoč noch mit frischem Brot, Put, Oliven und Käse versorgt, bevor es am späten Nachmittag wieder zurück nach Podgora ging. Ein wenig enttäuscht war ich darüber, dass uns die Köstlichkeiten nicht während des Lađa-Ausfluges serviert wurden…

Bild: Impressionen von der Lađatour

Podrujnica

Hübscher kleiner Ort mit 142 Einwohner unterhalb des Berges Rujnica gelegen (daher auch der Name: pod rujnica=unterm Rujnica). Im Dorf steht die Kirche Sv. Rok, der Blick hinüber nach Vid ist wunderschön, sonst ist allerdings nichts über den Ort rauszufinden. Folgt man der Straße hinter Podrujnica geradeaus, erreicht man bald die Umgebung von Borovci und Nova Sela, welche ich ja bereits im vorangegangen Teil „Süddalmatiens Norden und die Baćinska Jezera“ vorgestellt habe. Die Norin ändert in Podrujnica ihren Lauf hingegen in nordöstliche Richtung, quer durch dieses historische Sumpgebiet in dem einst die zweigrößte und wichtigste Stadt der östlichen Adria stand:

Antikes Narona

Im Sumpfgebiet zwischen Vid, Momići und Podrujnica, errichteten die Griechen vom 5. – 4. Jahrhundert vor Christus am Fluss Norin den Ort Narona. Durch die Lage an der schiffbaren Neretva, entwickelte sich die Siedlung schon bald zum einem Handelszentrum, welches zwischen den ebenfalls damals griechischen Inseln Hvar, Vis und Koula, sowie dem Binnenland agierte. Die Römer übernahmen ab dem 1. Jahrhundert vor Christus die Machtposition – Naronas Blütezeit tat dies keinen Abbruch. Im Jahre 54 vor Christus besuchte Julius Caesar das Handelszentrum und gab ihm den Ehrentitel Colonia Julia Narona. Nachdem sich das Christentum im gesamten weströmischen Reich durchsetzen konnte, wurde Narona Bischofssitz, entwickelte sich neben Salona (siehe dazu Solin unter Mitteldalmatien) zur größten Stadt an der adriatischen Ostküste und wurde Verwaltungszentrum für 89 Städte im südlichen Illyrien.  Zu Ende des 7. Jahrhunderts wurde die Stadt von den Awaren dem Erdboden gleich gemacht. Im gesamten Sumpf- und Flussgebiet gibt es zahlreiche archäologische Fundstellen. Da von Narona nicht mehr viel übrig ist, somit auch keine Fotos existieren können, folgen nun ein paar Eindrücke von Podrujnica und seiner Landschaft, wo einst Narona stand.

Bild 1 – 5: Podrujnica und Umgebung

Der größte Ort, der auf den Überbleibseln des antiken Narona erbaut wurde ist…

Vid

Ich muss vorab schon mal schreiben, dass Vid sicherlich ganz nett ist, aber nicht zu den schönsten Orten Dalmatiens gehört. Der Anblick hingegen, wenn man aus dem Süden auf Vid zufährt, ist meiner Meinung nach schlicht weg fantastisch. Ich liebe es einfach, wie die Häuser sich den Hügel hochziehen, während allesüberragend die Kirche über Hügel und Häuser thront und scheinbar wacht. Sicher kein seltener Anblick in Kroatien, aber dennoch immer wieder anders und immer wieder schön. Auch Vid besuchte ich bereits 2 mal. Das erste mal zu späterer Stunde bei Sonnenuntergang im September 2011. Das war für mich ein unglaublich stimmungsvolles Erlebnis, denn neben dem eben beschriebenen Szenario bei rötlichem Himmel, qualmte es an vielen Ecken in der Umgebung. Die Zeit der Weinlese und des Schnapsbrennens hatte begonnen und versetzte dem ganzen einen Hauch von mystischer Nebelstimmung.

Informatives…

Umgeben von Sumpfgebiet und Schilf, hat sich Vid auf einem kleinen von der Norin umgebenen Hügel zu einem großen Dorf entwickelt. Ab dem Ende des 7. Jahrhunderts, nach der Zerstörung Naronas, bis ins 14. Jahrhundert wurde es ruhig um die Ecke. 1397 wird erstmals wieder von einem nach dem Fluss benannten Dorf geschrieben. Man vermutet, dass der heutige Name durch die Kirche Sv. Vid zustande kam, auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Vid zählt heute 770 Einwohner.

Bild 1 – 3: Panorama Vid

Bild 1 & 2: Ein Hauch von Nebelstimmung in der Umgebung

Gleich am Ortseingang, noch vor Überqueren der Brücke über die Norin ins Zentrum, wird man darauf hingewiesen, dass nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt die Crkva Sv. Vid einen Besuch lohnt. Sie findet in vielen mittelalterlichen Dokumenten, welche in Dubrovnik archiviert sind, Erwähnung, womit bezeugt ist, dass sie schon lange vor Ankunft der Türken an der Neretva bestand hatte. Errichtet wurde sie auf den Grundmauer einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. Jahrhundert. Die erste schriftliche Erwähnung vom 13. Januar 1348 geht mit dem Tode des Juraj Radetić einher, welcher der Kirche 80 Dukaten vererbte. Aufgrund ihren schlechten Zustandes wurde die Crkva Svetog Vida ab 1786 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts für den Gottesdienst geschlossen. Weitere Schließungen zu Restaurierungszwecken fanden 1822 und 1901 statt. Ab 1902 diente sie übergangsweise als Pfarrkirche, da die eigentliche Pfarrkirche nierdergerissen und erneut aufgebaut wurde. Rund um die Kirche befinden sich archäologische Fundstätte. Wie bereits erwähnt, stand hier einst eine frühchristliche Basilika, deren gut erhaltenes Taufbecken gleich bei der Kirche zu finden ist – aber leider nicht für mich!!! Es gab zwar ein Schild, dass sich hier solche Dinge entdecken lassen, aber entweder ich stand auf dem Schlauch, oder die touristische Gemeinschaft in Vid muss noch arg an ihrer Beschilderung arbeiten, denn die Überreste der Basilika waren nicht die einzigen Sehenswürdigkeiten, die sich mir nicht zeigen wollten. Wenn ich mir jetzt allerdings die Bilder ansehe, so kann man links und rechts der Kirche alte Grundmauern entdecken, scheinbar stand ich also wohl tatsächlich sowohl im September ’11, als auch im Juni ’12 nicht nur auf einem Schlauch, sondern gleich auf einem Schlauchennest. :o))

Bild: Crkva Sv. Vid zu unterschiedlichen Jahres- und Uhrzeiten

Bild: die tolle Landschaft

Nordseitig an der Norin befinden sich links und rechts der zentralen Brücke Restaurants, die – ebenso wie in Momići – neben typisch traditionellen Speisen aus dem Deltagebiet Lađatouren anbieten. Unter die traditionellen Speisen fallen Aal, Forelle oder Frösche. Eine Forelle hat bestimmt jeder schon mal gegessen, aber Frosch??? Da ich es liebe Neues selbst dann auszuprobieren, wenn allein die bloße Vorstellung an das WAS eigentlich meine Haare zu Berge stehen lässt, nahm ich also in dem Restaurant rechts (von Süden kommend) der Brücke mit dem einfallsreichen Namen „Narona“ platz. Es war später Nachmittag im Juni, ich war der einzige Gast, hatte somit freie Platzauswahl. Wie jeder Mensch mit kleinst möglicher romantischer Ader, platzierte ich meinen Allerwertesten gleich an einem Tisch an der Norin, womit der Kellner auch immer schön die weit möglichste Strecke zwischen Küche und meinem ausgewählten Tisch zurücklegen durfte – schließlich habe ich ja auch ne soziale Ader, denn ich wollte ihn ja nur vorm Einschlafen retten. Spass beiseite!!! Der junge Mann war unglaublich engagiert und zuvorkommend, sehr höflich und hatte wirklich sehr viel Geduld mit mir. Denn allein während meiner Kartenstudierzeit (und ich studierte sie aufgrund der Unsicherheit sehr lange) steuerte er mich mehrmals an um Unterstützung zu leisten. Einziges Manko war, dass er unglaublich leise redete und ich immer wieder nachfragen musste, da ich vieles akustisch nicht verstehen konnte. Es war als würde er Kölsch mit mir sprechen, einfach kaum zu verstehen. :o)) Ziel meines Besuches war ja das große Froschfressen, zu welchem ich mich schluss endlich nur durchringen konnte, weil mir der nette Kellner so charmant Mut zugesprochen und mir wirklich Rede und Antwort gestanden hat. Aber nun genug vom Mannsbild mit der Flüsterstimme, auf zu den langschenkligen Quakern. Sie sind in Ländern wie Fronkreich eine Delitkatesse, dienen in der Heraldik als Wappentier oder halten für die Bezeichnung von Werkzeugen her. Es gibt zwar einige ganz süße Exemplare, aber die meisten, die ich bisher mit eigenem Auge sehen durfte, fand ich doch eher ekelig und aus diesem Grund einigte ich mich mit dem Kellner auf die panierte Variante. Eigentlich bin ich kein Fan von Paniertem (außer panierte Zucchini – yamyam), aber so war die Wahrscheinlichkeit vom eigentlichen Frosch noch groß was zu erkennen am niedrigsten. Das ganze sah dann wie folgt aus:

Bild: Panierter Frosch

Wie man unschwer auf dem Bild erkennen kann, handelte es sich hier nicht, wie in Fronkreich so beliebt, um die reinen Schenkel, sondern um das Tier als Ganzes. Hübsch angerichtet war es ja, leider war aber eben der Frosch trotz der Panade noch sehr gut zu erkennen, so dass ich doch ein paar Minuten den Teller skeptisch anstarrte (schließlich wolle ich ja sicher sein, dass mir nicht eins der Viecher doch noch ins Gesicht springt), bevor ich loslegte. Ich habe folgendes zu sagen:

Das Brot war von einer anderen Welt, der Knobidipp (in der Muschelschale) sensationell, der Salat (auf dem Foto nich drauf) gigantisch, aber die Frösche waren einfach nicht meins. Ich würde jetzt auch nicht unbedingt von Froschessen sprechen, sondern bin der Auffassung es müsste Froschlutschen heißen, da sich das Abbeißen des weißen Fleisches von den zierlichen winzigen Knochen sehr schwierig gestaltet. Das Fleisch an sich erinnert tatsächlich sehr an Hühnchen, aber die eher glitschige Konsistenz gefiel mir einfach nicht. Aufgegessen habe ich dennoch, ein zweites mal muss ich es jedoch nicht haben…

Nun aber noch ein paar Impressionen von der Norin in Vid, samt Brücke und Restaurants:

Bild 1 – 6: In Vid – Der Fluss Norin und seine Restaurants

Am Ortseingang von Vid erschlägt einen ein Meer an Hiweisschildern zu Sehenswürdigkeiten förmlich.Gleich hinter der Brücke im zetralsten Zentrum, stößt man auf das alte Forum, welches bereits zur griechischer Zeit errichtet wurde und von den Römern mit Tempeln und Skulpturen veredelt wurde. Die Überreste eines Tempels sind vorhanden und befanden sich bis vor wenigen Jahren noch zugänglich unter freiem Himmel. Heute allerdings wurde über das Forum und den Tempel ein (VORSICHT!!!IRONIE!!!) absolut in den Ortskern passendes Gebäude errichtet – hätte ich es nicht besser gewusst, wäre mir gar nicht aufgefallen, dass das Museumsgebäude erst vor einigen Jahren errichtet wurde. Westlich davon der älteste Teil des Dorfs.

Im Westen Vids steht ein im Jahre 1851 errichteter Turm – Erešova Kula (Turm von Eres) genannt. Erbaut wurde er auf den Grundmauern eines antiken Wachturmes. Don Barusa Eres ließ ihn hochziehen und verewigte in der Turmfassade antike Inschriften, womit er die erste epigraphische Sammlung dieser Region schuf. Auch auf den Erešova Kula wird man am Ortseingang hingewiesen, ich habe ihn auch über längere Zeit gesucht, gefunden habe ich ihn jedoch nicht. Es bringt schluss endlich nichts, wenn man nur einmal eine Richtung ausschildert, aber danach kein weiterer Hinweis mehr erfolgt. Zuhause habe ich dann rausgefunden, dass der gesuchte Turm wohl hinter dem ältesten Teil des Dorfes, an einem langen Treppenaufstieg hoch zur Pfarrkirche, platziert ist. Dort sollen sich wohl auch noch alte Festungsmauern befinden. In diesem Fall stand ich definitiv nicht auf den Schlauch, denn es gab einfach keinen Hinweis auf die Treppen oder auf den Standort des Turmes und leider hatte ich mich im Vorfeld über Vid nicht erkundet. Sehr Schade…

Bild: Das Museum

Bild 1 – 3: Der alte Teil des Dorfs

Widmen wir uns nun der Hügelspitze mit der Pfarrkirche Blažena Djevica Marija od snijega, die wohl bereits die dritte errichtete Pfarrkirche an dieser Stelle ist – ihr neueres Entstehungsdatum ist ihr auch anzusehen. An ihrem Bau waren dänische Archäologen und Architekten beteiligt. Dabei soll ihr Konzept an mehrere kroatische Herrscher erinnern. Vor der Kirche steht das bekannteste Messingdenkmal zu Ehren des kroatischen Fürsten Domagoj, welches von Stjepan Skoke geschaffen und „Domagojevi strijelci“ getauft wurde. Zu sehen ist der Fürst in einem Lađaboot, umgeben von Schützen. Domagoj war von 864 bis 876 dalmatinischer Fürst an der Neretva. Die Haupteinnahmequelle seiner Untergebenen war die Piraterie, mit der die Venezianer natürlich ein großes Problem hatten. Es wurden viele, viele Schlachten mit Venedig und Byzanz geführt, bei denen Domagoj besonders durch seine unglaubliche Brutalität Ruhm erlangte, denn er ermordete grundsätzlich seine Feinde grausam. Der Ausblick vom Kirchenvorplatz ist in alle Richtungen erschlagend schön. Neben dem östlichen Sumpfgebietes und Metković, bekommt man auch das Nachbarörtchen Prud zu sichten, bei dem sich auch die Quelle der Norin befindet. Dummerweise habe ich Prud nicht besucht, keine Ahnung warum… Etwas was in jedem Fall nochmal nachgeholt werden muss. An diese jetzt kommende Bildreihe habe ich noch einen G-Earth Screenshot samt Einzeichnungen der Route angehängt, um das ganze nachvollziehbarer zu machen.

Bild 1 – 3: Pfarrkirche Blažena Djevica Marija od snijega

Bild: Denkmal Domagojevi strijelci

Bild: Überreste von was auch immer!?

Bild 1 – 3: Fantastische Aussicht

Bild: Blick auf Metković

Bild: Blick auf Prud

Routenplan Neretva Teil 1

Hier endet Teil 1!!! Ich möchte an dieser Stelle jedoch aus gegebenem Anlass an Vukovar gedenken, welches 1991 über 87 Tage lang von der jugoslawischen Volksarmee und serbischen Freischälern belagert worde. Innerhalb dieser kurzen Zeit vielen 6 Millionen Geschosse auf Vukovar, die die Stadt fast völlig zerstörten. Die Belagerung endete am 18. November 1991. Lediglich ca. 2.000 von einst 44.639 Menschen hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch in Vukovar auf, als die jugoslawische Volkarmee und die Freischäler trotz gelungener Eroberung 300 Menschen aus dem Krankenhaus Vukovars zusammentrieben und mit Bussen in die Lagerhalle einer Schweinefarm in der Umgebung brachten. Während man 100 von ihnen auf die umliegenden Dörfer verteilte, wurden die restlichen 200 brutal erschossen und in einem Massengrab verbuddelt – heute als „Massaker von Vukovar“ benannt. Übermorgen (Text 14.11.; veröffentlicht 16.11.) schreiben wir wieder den 18. November und es jährt sich ein weiteres mal diese grausame Tat. Meine Gedanken gehören in diesen Tagen allen unschuldig ums Leben gebrachten Menschen, ihren Freunden, Angehörigen und deren Familien nicht nur in Vukovar, sondern allen sinnlos getöteten und leidenden Menschen auf der gesamten Welt…

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